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TRÜMMER - FRÜHER WAR GESTERN
Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/truemmer.band
Ich werde ja durchaus öfter mal gefragt, ob ich mal wieder neue Musik gehört habe und etwas empfehlen kann. Meist erzähle ich dann etwas von Musik die etwas anders ist, als das was im normalen, bekannten Hörportfolio ist. Manchmal ernte ich dafür Dankbarkeit oft aber auch höfliche Distanz. Möchte man wirklich was Neues kennenlernen oder doch nur einen neuen Song im alten Gewand hören?
Von der Band TRÜMMER wurde mir zwar immer mal wieder erzählt, aber bisher habe ich das nur höflich registriert, mir gemerkt und dann auf die lange Bank geschoben. Da wo schon so viel liegt. Nun kommt aber das dritte Album der Band aus dem Norden Deutschlands heraus und jetzt schaffe ich es endlich, mich bewusst und mit voller Konzentration den Kompositionen zu widmen.
Beim ersten Hören war ich ja schon ziemlich überwältigt. Was da gesungen wird, ist mehr als ein Text. Das ist Lyrik! So ein Umgang mit der deutschen Sprache. Das ist ganz große Kunst. Ziemlich lässig was da gesungen wird und doch so anspruchsvoll, dass man sich wundern muss, dass es weder verkopft noch wie von einem Literaturstudenten geschrieben daherkommt. Die Lässigkeit sollte man allerdings nicht verwechseln mit Schludrigkeit. Es ist der Band ernst mit dem was sie singt. Anders kann ich mir diese ergreifenden Texte nicht vorstellen. Jede Zeile, ach was...jedes Wort sitzt.
Die Musik kommt so butterweich und charmant aus den Boxen, dass man sich fast wie in einem schönen Watteumhang fühlt, oder in einem Bällebad. Dazu kommt die Stimme von Sänger und Gitarrist Paul Pötsch die da perfekt rein passt. Ich denke beim Hören manchmal an Bands wie Die Sterne, Kettcar oder auch an düstere Songs von Tocotronic. Allerdings wäre es zu kurz gefasst, die Band in der Hamburger Schule zu verorten. Wenn ich sie einordnen müsste, würde ich sagen, Love A trifft Element of Crime.
Die Musik passt fast zum Mainstream, also nicht zu dem kommerziellen Mainstream sondern eher zu dem Mainstream dem die Bildungsbürgerfamilie angehört und denkt, dass ist jetzt aber echt mal was. Dabei merken sie nicht (oder vielleicht doch?), dass viele Songs um genau diese Menschen handeln. Menschen die ihr Einkommen haben, ihren Wohlstand und ihre hübsche Blase. Wenn nicht viel passiert ist es angenehm. Stillstand ist schön? Nein, Stillstand ist der Tod! Wie sollen wir uns gegen den gesellschaftlichen Wandel stemmen, uns gegen den Klimawandel engagieren und wirklich was bewegen, wenn wir uns nicht bewegen? TRÜMMER rütteln wach, allerdings mit sanfter Stimme.
TRÜMMER bringen dann auch noch mit Songs wie “Weißt du noch“ etwas heraus, was richtig hart trifft.
Weißt du noch, wie es früher war,
als früher noch kein früher war.
Kann man das Altern und die Midlife Crisis besser beschreiben als so?
Bewegung hat kein Alter. Aufstehen, Rausgehen, was machen! Egal wie alt.
Jeder der elf Songs auf “Früher war gestern“ ist ein kleines Meisterwerk. Vor allem was der Umgang mit der Sprache angeht, die Texte, die Sprachrhythmik, die Klangfarbe, das ist große Kunst. Habe ich bisher so noch von keiner deutschen Band gehört. Vielleicht lobe ich hier auch deshalb so, weil mich die Texte sehr ansprechen.
TRÜMMER passen eher ins Feuilleton als Slime. Für Veränderung braucht es beides. Den Straßenkampf, die direkte Aktion und auch die Bürgerschicht. So gerne wie ich TRÜMMER aufgrund ihres Sounds dort verorten möchte, so falsch wäre das. Denn, nicht wer am lautesten schreit hat am Ende auch Recht. Die sanften, leisen Töne sind oft die, die mehr berühren. TRÜMMER berührt.
Geschrieben von Frank am 28.08.2021, 09:36 Uhr
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