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POPPERKLOPPER - ALLES WIRD WUT

POPPERKLOPPER - ALLES WIRD WUT

CD Aggressive Punkproduktionen 18.10.2019
  9 / 10

Weitere Informationen:
https://de-de.facebook.com/popperklopperpunk
http://www.popperklopper.com/


30 Jahre POPPERKLOPPER.

Weiß noch jemand was ein Popper war? Das Internet muss man schon intensiver durchstöbern. Ist der Bandname antiquiert?

Namen sind wie Schall und Rauch.

POPPERKLOPPER, das sind 30 Jahre kompromissloser (Deutsch-)Punk.

Die ersten Alben wie “Kalashnikov Blues“ sowie “Wer sich nicht wehrt...“ waren und sind Alben an denen man nicht vorbei kommt. Aber auch die Doppel-7“ “Nadel verpflichtet“ sollte nicht unerwähnt bleiben. Eigentlich sollte kein Album der Band unerwähnt bleiben.

30 Jahre den Finger in die Wunde.

30 Jahre Protest.

Nun kommt quasi die Geburtstagstorte, äh Scheibe. “Alles wird Wut“ nennt sich die Veröffentlichung, mit 13 Stücken. 10 Stücke in deutscher und drei Stücke in englischer Sprache. Damit sind sich die Popperklopper treu geblieben. Englische Texte gab es seit den Anfangstagen und noch mehr, als sie Patti Patex (Cut my Skin) kennenlernten. Sie ist auch auf diesem Album wieder vertreten. Sie singt den Song “Rebel Heart“.

Bereits im ersten Song “Kein Land in Sicht“ beschreibt die Band kurz die Situation in der wir leben und geht auch auf die Vorwürfe der Wiederholung von Missständen ein, und zwar wie folgt:

Ich weiß ich sag das alles nicht zum ersten Mal,

doch solange sich hier nichts ändert,

habe ich keine andere Wahl.

Es ist doch aber tatsächlich so, wenn man sich die ersten Veröffentlichungen der Jungs die ursprünglich aus der Eifel kommen anhört, dann sind die Themen bis heute ähnlich geblieben, aber nicht weil ihnen nichts mehr einfällt, sondern weil sich immer noch nichts zum Guten geändert hat. Das ist allerdings auch keine Spezialität von Popperklopper. Viel mehr betrifft das viele, wenn nicht gar alle Punkbands, die einige Jahre existieren.

Als zweiten Song gibt es ein Lied in A, F und D. Es ist das bereits als Single ausgekoppelte Lied “Wir sind mehr“. Ein schöner, melodischer Punkrock-Song gegen den rechten Dreck, der nicht verschwindet sondern im Gegenteil immer mehr wird. Ein Song, der zu den besten auf der Platte zählt.

Etwas zynisch geht es mit “Bomben für die Welt“ weiter. Der Titel ist eine Abänderung der kirchlichen Hilfsorganisation “Brot für die Welt“.

Reines Gewissen durch Doppelmoral

Menschen sterben durch deutschen Stahl

Und wir liefern weiter

Bomben für die Welt

Ein Song mit viel Text, viel Wahrheit und Hilflosigkeit. Wir kommen einfach nicht an die Waffenlobbyisten, Politiker und Kapitalisten ran um Waffenexporte wirkungsvoll zu stoppen. Wie geht es eigentlich den Mitarbeitern von Rheinmetall, Heckler & Koch und Co, wenn sie ihre Waffen zusammenbauen? An was denken Sie? Warum machen sie das?

Und warum gehen wir nicht (dauerhaft wirkungsvoll) dagegen vor? Es gibt Länder ohne Armeen. Dies sind nicht besetzt worden bisher und es geht ihnen auch nicht schlechter.

“Auf ins Wunderland“ ist ein Song über das Thema Drogenabhängigkeit. Ein Thema welches in der Szene präsent ist und über das Popperklopper auch immer Songs geschrieben haben.

Dann ein Text für die Jugend “Generation App“. Ein Song der vielleicht etwas schwächer ist als die vorhergehenden, jedoch mit Kritik nicht spart.

Kranke Gesellschaft, “Sick society, der erste englischsprachige Song des Albums, nimmt ein wenig das Tempo raus und ist fast im Alternative Rock anzusiedeln. Textlich tief resigniert, ja hoffnungslos.

Don´t wanne live in this sick society

Alle these fools

mean nothing to me

Wir sind allerdings noch “Nicht tot genug“. Einer der wenigen Songs die den Naturschutz beinhalten. Naturschutz und Tierschutz sind große Papiertiger, jedoch zahnlos sobald wirtschaftliche Interessen ins Spiel kommen. Wirtschaft geht stets vor. Wir zerstören unseren Planeten, unseren Lebensraum, lernen kaum dazu und sind eben wohl noch nicht tot genug. Sonst würde doch die ganze Zerstörung von z.B. Urwald, Mooren, Meeren, Seen und Böden beendet werden.

Es ist uns klar, doch wir scheißen drauf

Geht der Homo Sapiens irgendwann vorbei, wie eine Krankheit?

“Lieber tanz ich“ ist für die Mitsing-Fraktion gedacht. Im Vergleich zu den Texten davor, einfacher, vor allem im Refrain. Auch hier, am Ende des Songs, Resignation.

Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!

Resigniert geht es mit “That´s what brings me down“ weiter.

Dead-end revolution - it´s a shame.

Man könnte auch sagen, dass “Nicht tot genug“ und “That´s what bring me down“ die gleiche Essenz haben. Wir wissen, dass wir auf den Abgrund zu fahren, wir wissen um das Verderben, aber bremsen wir? Springen wir ab?

Der “Lauf der Dinge“ beschreibt das, was wir wohl alle kennen. Also alle Ü30 bestimmt. Nämlich, dass man sich nach Jahren der Seelenverwandtschaft nichts mehr zu sagen hat und der alte Spirit, die Energie von früher, nicht mehr da ist. Da kann man noch nicht mal immer böse sein, aber es ist traurig. Für was geben wir unsere Ideale auf? Und warum?

Dann kommt mit “Rebel Heart“ der Song von Patti Patex. Ein Song eines zweifelndes Geistes, kann man doch noch etwas bewirken? Ja! Nein! Vielleicht?!

Konsumkritik kommt mit “Für jeden was dabei“ und beinhaltet mehrere (angepasste) Werbeslogans der Vergangenheit um mit ihnen eine Fahrt auf den Schuldenberg zu unternehmen und in dort das Glück durch Konsum zu erfahren.

Den um es mit “666“ zusagen:

Wenn du erstmal richtig in der Scheisse sitzt

Dann ist nix mehr mit 666

In dem Moment sind alle gleich,

auch die Harten werden weich

Gespielte Härte, Angeberei, die perfekte Fassade, bis zur Peinlichkeit.

Muss das sein?

Die 13 Songs decken das komplette Spektrum ab, was die Band in den letzten 30 Jahren selber geschaffen hat. Textlich, Thematisch, Musikalisch.


Geschrieben von Frank am 13.10.2019, 16:43 Uhr


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