TERRORGRUPPE - SUPERBLECHDOSE
Sie haben es noch einmal getan.
Nachdem die TERRORGRUPPE im Jahr 2002 mit der “Blechdose“ eines der besten Live-Alben überhaupt veröffentlicht hat, kommt jetzt nach 15 Jahren die “Super-Blechdose“ in die Läden.
Die “Blechdose“ war seinerzeit epochal. Ein großes Wort und jeden Buchstaben wert.
Die “Blechdose“ ist ein großes Live-Album. Die Band hat es seinerzeit verstanden mit vielen eingespielten Samples und einer nur sehr behutsamen Bearbeitung der Live-Songs die Energie von der Bühne in die heimische Anlage zu transferieren.
Die “Blechdose“ zeigte, was die TERRORGRUPPE war. Eine provokante, polarisierende deutschsprachige Punkband. Eine Band die vor allem auf der Bühne absolut großartig war. Sei es die Energie, seien es die Ansagen. Ein Konzert der Band aus Berlin-Kreuzberg war immer mehr als ein Fest. It was a fucking blast!
Und jetzt?
Nach Auflösung, Wiederzusammenkunft, neuem Album und neuen Sounds auf der Bühne, stellt sich natürlich die Frage: Kann man die “Blechdose“ noch toppen?
Und braucht es das wirklich?
Da TERRORGRUPPE eine grandiose Live-Band war und auch immer noch ist, braucht man sich die zweite Frage nicht stellen, aber die erste Frage um so mehr.
Ganze 37 Songs hat die Band auf die “Superblechdose“ gepackt. Zwei CDs sind es geworden oder zwei Vinyl-Scheiben. Es ist wieder eine Blechdose geworden, zumindest in der auf 3333 Stück limitierten Version. Das Vinyl gibt es dieses Mal nicht im Blech sondern in einer Box. Wahrscheinlich ist es jetzt quasi unmöglich, Blechdosen in Form einer Filmdose zu bekommen, die für die Vinyl-Version der “Blechdose“ die Verpackung waren.
Die 37 Songs sind bei acht Konzerten mitgeschnitten worden. So konnte die Band die besten Versionen heraussuchen.
Der erste Song fängt mit dem gleichen Sample an, wie die “Blechdose“. Wiedererkennungswert ist also gegeben auf der einen Seite.
Auf der anderen Seite, ist es Einfallslosigkeit?
Die Ansagen der Band, allen voran von MC Motherfucker und Johnny Bottrop waren früher innovativer und unterhaltsamer. Irgendwie schaffen es die beiden nicht mehr, die Begeisterung und Energie der Ansagen von damals auf dieses Album zu bannen.
Johnny Bottrop sucht mit einer Ansage denjenigen der Loft-Wohnungen am Ort des alten Proberaums gebaut hat. MC Motherfucker sagt er sei der Beste. Dann fällt ihm auf, dass das Publikum ihn mit vielen Fragezeichen im Gesicht anschaut. Woher das wohl kommt?
Politische Statements gibt es kaum.
Gesellschaftskritik war früher auch mehr und radikaler.
Ist die TERRORGRUPPE altersmilde geworden?
Die Coverversion von “Hurra, die Welt geht unter“ von K.I.Z. ist farblos, wie so vieles auf dem Werk.
Natürlich ist es immer noch toll, der Band live zuzuhören.
Natürlich haben die Songs noch Energie.
Im Vergleich zur “Blechdose“ ist die “Superblechdose“ allerdings wenig super.
Man mag mir vorwerfen, dass ich zu sehr in der Vergangenheit schwelge, aber auf der anderen Seite, muss sich die Band auch mit ihren Werken messen lassen.
Irgendwie ist die Zeit weitergegangen und die TERRORGRUPPE ist nicht mitgegangen.
Entfachte das Album “Tiergarten“ keine Begeisterungsstürme, so wird dieses Album auch kein kollektives Durchdrehen verursachen.
Als Werkschau, insbesondere in Verbindung mit der “Blechdose“ hat dieses Werk aber durchaus Relevanz.
Als langer Weggefährte der TERRORGRUPPE ist mein Urteil sehr zwiespältig.
Die Band zehrt von ihrem alten Ruf.
Nur, wie lange noch?
Geschrieben von Frank am 01.11.2017, 19:28 Uhr