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Deep Purple - Discounter-Rock. Wie ich die 70er bei Lidl erlebte. (Teil 1 - Icon: Deep Purple)
Weitere Informationen:
http://www.deeppurple.com/
http://www.universal-music.de/deep-purple/home
http://www.lidl.de/
Dies ist der erste Teil meiner Mini-Serie zu musikalischen Spontankäufen im Supermarkt an der Ecke. Hier findet ihr Teil 2 und Teil 3.
Es konnte Mitte Juli dieses Jahres der Schnäppchen-Jäger in mir nicht anders, als ein paar Best Ofs in den rollenden Warenkäfig zu platzieren, wie da im Supermarkt mal wieder die Verkaufsknüller vergangener Dekaden verramscht wurden. Ein paar Sachen aus dem Regal kannte oder hatte ich schon oder wollte ich bloß niemals kennenlernen.
Schließlich blieben mir für den persönlichen Genuß: DEEP PURPLE, von denen ich nur den Super-Ultra-Hit mit dem Rauch und dem Wasser kannte, URIAH HEEP, von denen ich gar nichts kannte, die aber gern mal als Classic Rock-Exempel genannt werden und auf dem Foto ein Bisschen aussehen wie die debilere Version ersterer Band. Und schliesslich CAT STEVENS, von dem meine grosse Schwester mal eine CD hatte und den ich seit meiner Kindheit nicht mehr richtig gehört hatte. Zufall oder uneingestandene Perversion, alles englische Bands oder Musiker, die zumindest in den 70ern ihren grössten kommerziellen Erfolg hatten, und damit wären wir auch mal wieder beim Thema: Was zum Geier hat das denn mit Punk zu tun? Wie ich meinem Nachbarn, der zufällig beim Kauf anwesend war, rechtfertigend erläuterte: Als Reaktion auf diese Musik ist Punk entstanden.
Das behaupten zumindest verschiedene Akteure jener Zeit sowie die glorifizierenden Fanzine-Historiker, aber ich finde diese These plausibel bzw. unterhaltsam genug, um sie als Ausgangspunkt für mein ganz subjektives Konsumerlebnis zu missbrauchen. Immerhin habe ich auch als Jugendlicher ganz erheblich unter dem scheusslichen Eurotrash-Mainstream meiner Klassenkameraden gelitten, eh ich in Punk eine Welt entdeckte, in der man auf solcherlei scheißen konnte. Wie mag das noch gewesen sein, als die Genres weniger breit gefächert waren, geschweige denn, dass man sich via Internet beliebige Musik seiner Wahl suchen konnte!
Über DEEP PURPLE stand hier schon neulich relevantes und ausführliches zu lesen, auch meine Begegnung mit dem Titel “Icon: Deep Purple” bietet meinem Eindruck nach einen guten Einstieg in die Welt der wallenden Haare und obenrum grosszügig aufgeknöpften Hemden. Hard Rock heißt das, ist aber nach heutigen Maßstäben nicht sonderlich hart, sondern eher dazu geeignet, die Schnauzbartträger bei der Feier vom Fussballverein zu schaukeln. Härte ist aber ohnehin nur die halbe Miete, zumindest wissen DEEP PURPLE, wie man ein rockiges Riff auf im Schnitt fünf Minuten auswälzt und dabei intensivst Soli dazwischengniedelt. Erstes Merkmal von Best Ofs: Man bekommt nur die Hits serviert, daher sind die Songs einerseits eingängig strukturiert, andererseits auch schon ein Bisschen zu ähnlich, um über die ganze Albumlänge zu fesseln. Man kann nur ahnen, was auf den regulären Scheiben für prog-rockige Experimente stattfanden (immerhin sind DEEP PURPLE Pioniere des Opernrock), in diesem Rahmen sind sie dezent, mal ein ungewöhnlicher Takt hier, mal ein ausgetüfteltes Arrangement dort. Ganz gut gefällt mir die Orgel, die dem lecker schnurrenden Gitarrensound noch zusätzliche Fülle hinzufügt. Zumindest dann, wenn sie noch diesen schönen Schweineorgel-Klang hat, manche Lieder sind nämlich unselige Vorboten des 80er-Synthierock, da hört der Spass auf. Hingegen ist er besonders groß bei den vier Live-Tracks, allesamt aufgenommen in den Spätachzigern. Sympathische Ansagen von einer Band, die sich bei allem virtuosen Geprotze trotzdem nicht ganz ernst nimmt. Mal geht ein Song in eine Buddy-Holly-Improvisation samt Filmempfehlung über, mal gibt es ein Duell zwischen Sologitarre und Sänger in den höchsten Tonlagen, bis letzterer anfängt, wie ein Huhn zu Gackern. Diese Band hat Zappas Frage “Does Humor belong in Music?” positiv beantwortet, und auch wenn mich ihr inzwischen etwas angestaubter Opa-Rock nicht unbedingt vom Hocker haut, muss ich ihre Qualitäten anerkennen und werde mir bei Gelegenheit was von den vielgepriesenen Live-Alben reinziehen.
Was die Bedeutung für Punk als Gegenentwurf betrifft, bin ich mir eher unsicher. Jedenfalls konnte man als aufsässiger Teen nicht einfach aus dem Stand solche Sachen auf seinem Instrument vollbringen, da mussten ein paar Powerchords her. Ansonsten sahen sich die Hardrocker sicher als die Fortsetzung der 60er, waren aber im Gegensatz zu diesen längst in einer pseudo-rebellischen Pose erstarrt, die Kilometerweit von der Lebenswirklichkeit ihres Publikums entfernt war.
Teil 2: Uriah Heep
Teil 3: Cat Stevens
Geschrieben von King Kraut am 23.08.2014, 22:41 Uhr
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