Design wechseln

Start » Reviews » Loikaemie - Wir sind die Skins...

Loikaemie - Wir sind die Skins...

Loikaemie - Wir sind die Skins...

CD Sollte man verklagen (Knock Out Records)
  2 / 10

Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/Loikaemie


So, nun werden andere Saiten aufgezogen! Nun reicht es endgültig!

Liebe Leser, Kollegen und alle anderen, die es ebenfalls nicht interessiert: Da ich für meine Begriffe oft zu positiv über Alben schreibe (bedingt dadurch, dass ich mir auch immer nur jene Guten rauspicke), habe ich nun beschlossen ein neues System einzuführen. Alle Platten aus meiner persönlichen Sammlung werden durch reinen Zufall ausgewählt (außer die Neuesten, die kommen gleich dran) und besprochen! Hurra, das wolltet ihr bestimmt schon immer mal nicht wissen.
Sei es drum: Da mein Musikgeschmack bei Weitem nicht perfekt ist, werde ich natürlich auch auf ein paar Alben der Kategorie „Graupig“ stoßen…und gerade da fiel mir der erste Kandidat „Loikaemie – Wir sind die Skins…“ in die Hände…

Nicht, dass es sich um eine besonders schlechte Platte handelt: Nein, das ist es nicht… „schlicht“ trifft es wohl eher. „Loikaemie“ machen nämlich Oi!-Musik im direktesten Sinne und bringen dies sowohl textlich als auch musikalisch glaubwürdig rüber. Bedauerlicherweise ist die Glaubwürdigkeit – wie sonst so oft bei meinen Kritiken – hier kein besonders positiver Qualitätsnachweis.
Die Musik ist abgesehen vom Bass, der wirklich sehr feine Töne spielt, sehr verhalten und befindet sich auf dem traurigen Niveau von „wenig Wiedererkennung“ und „alles schon mal gehört“. Nur die Lieder „Wir kommen auf die Welt“ und „Armes Schwein“ heben sich etwas durch ihren flotten Rhythmus hervor. Allerdings ist das Pulver auch hier schnell verschossen…

Doch es kommt noch dicker: Die Texte fügen sich perfekt in das bestehende Bild ein und schaffen damit eine perfekte Langeweile-Symbiose, die dieser Musik ihr trauriges Gesicht gibt. Es handelt sich WIEDER MAL um die alten, verstaubten und scheinbar niemals enden wollenden Themen: Gewalt (ein Blick aufs Cover genügt auch), Saufen oder „Ich-bin-frei/gewalttätig/unabhängig-und-damit-viel-cooler-als-ihr“. Auch wenn mir die Botschaft, die gegen Nazis gesprochen wird (wobei ich mir nicht sicher bin, unter welcher Motivation das geschieht…viel mehr scheint es, als ob sie sich nur darüber ärgern, dass den armen Loikaemie-Menschen ihr Kleidungsstil geklaut wurde) zusagt, so missfällt mir dennoch dieses ewige genöle über den „unpolitischen Charakter“ der Szene. Schrecklich! Sieht eher wieder nach krampfhaften „Wir wollen auch dazugehören und tun alles dafür“ aus, im Sinne feinster Presswurst-Mentalität.
Dabei ist nicht nur die Wahl der Themen ein tiefer Griff ins Klo gewesen, sondern auch die Wahl der Worte. Schlimm:

„Es ist mein gutes Recht, meinen Willen durchzusetzen / Wenn es sein muss mit Gewalt, da geh‘ ich bis zum Letzten“

„Wenn man sich einmischt in eine Sache, von der man eigentlich nichts hat / Dann kommt es vor, da gibt es Leute, die hau’n einen dafür platt“

„Verschrie’ne Ideale, wie „Ficken, Saufen, Oi!“ / Das sind unsere Wurzeln / Und denen bleiben wir treu“

„Politisch ist etwas für die Schwachen, für alle, die sich verstecken und über die wir dann lachen / Solange es Extreme gibt, die es nicht immer gab, solange werden wir stehen, merkt euch das, wir war’n viel eher da“

Diese und andere Zeilen erwarten jene Zuhörer, die sich völlig unvorbereitet in ein neues Musikerlebnis stürzen wollten. Keine Sorge: Es gibt noch viel mehr (nicht sehenswertes) zu entdecken, sei es nun musikalisch oder textlich. Wieder einmal zeigt sich deutlich die Eindimensionalität gewisser Bands, die sich der „Oi!“-Szene verschrieben haben, wobei ich nichts gegen die Szene an sich gesagt haben will. Leider kommt es mir persönlich zu häufig vor, dass dümmliche Hohl-Parolen-Bands Fuß fassen und ihren Mist dann unter die Leute bringen. Schade drum, die Zeit könnte man eigentlich viel besser nutzen…
Die Platte an und für sich ist höchstens im Promille-Wachkoma zu ertragen, wofür sie aber anscheinend sowieso gemacht wurde. Wer jedoch mal ohne Hirn und Anspruch auf Parolen-Pseudo-Identifikationsmusik abfahren möchte, könnte hier durchaus fündig werden (womit wohl genug zum Thema "Nicht, dass es eine schlechte Platte ist..." gesagt wurde).

Wer übrigens auf Wohnungssuche ist: Über dem Niveau dieser CD ist gerade eine Kellerwohnung frei geworden. Nett.

 


Geschrieben von ChaosZx2 am 28.06.2013, 11:12 Uhr


Teilen:                    

Kommentieren



Weitere interessante Reviews

FAREWELL SIGNS - dead body language

Es ist immer wieder erstaunlich, dass aus Bayern so geile Musik kommt, bei so schwierigen Voraussetzungen (CSU, Freie Wähler, Katholisch, Konservativ...) !!! Allerdings veranstaltet auch Pumuckl...

Weiterlesen

YELLOW UMBRELLA - THE BLACK ALBUM

Es gibt ja immer wieder Veröffentlichungen die aus dem Rahmen fallen. Sei es, dass die Verpackung besonders schön und aufwendig gestaltet wurde oder dass es sich um eine besonders seltene...

Weiterlesen

YELLOW UMBRELLA - THE YELLOW ALBUM

Es gibt ja immer wieder Veröffentlichungen die aus dem Rahmen fallen. Sei es, dass die Verpackung besonders schön und aufwendig gestaltet wurde oder dass es sich um eine besonders seltene...

Weiterlesen

What you leave behind – A Tribute to The Bates

It′s getting dark again And I'm feeling good again The night it comforts me like wine And it takes me out again To look for you my friend There were the bright big city lights shine And I...

Weiterlesen

MÄNNI - DAS FRÖHLICHE ALBUM

MÄNNI bringt kein Album heraus und keine Single. Was ist es dann? Früher nannte man das Mini-Album. Der Spaß nennt sich “Das fröhliche Album“ und die Songs heißen u.a. “Niemals...

Weiterlesen

FAHNENFLUCHT - molotov zitrone (CD/LP)

FAHNENFLUCHT habe ich das erste Mal in den 90ern auf `nen Schlachtrufe BRD Sampler gehört, das liegt bald 30 Jahre zurück. Ich muss allerdings zugeben, dass mich andere Punkrockbands in der...

Weiterlesen