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Die Toten Hosen - Ballast der Republik
Weitere Informationen:
http://www.dietotenhosen.de/
http://www.myspace.com/dietotenhosen
http://www.facebook.com/dietotenhosen
Endlich ist es wieder so weit! Wie lange hat es gedauert, bis zwischen all den Fluten von Best-Of’s und Live-Alben endlich mal neues Material zu den Fans vordringt. Ich für meinen Teil - als langjähriger Fan und Begleiter dieser Band - bin sehr gespannt, ob die Hosen nach der doch sehr positiv überraschenden Leistung des letzten Albums „In aller Stille“ anknüpfen können. Darum habe ich mich entschlossen diesmal meine Bewertungen in Form eines kleinen Logbuches fortzuführen:
Freitag, 04.05.2012, 6:01 Morgens:
Scheisse, es ist viel zu früh, um aufzustehen. Aber HEUTE ist endlich das neue Album da! Ich kann es kaum erwarten, muss mich aber noch mit so etwas wie „Arbeit“ auseinandersetzen. Der Tag wird wohl noch verdammt lang werden…
Freitag, 04.05.2012, 13:50:
YEAH MAN! Nachdem ich meine Überstunden dazu genutzt habe, um mich früher vom Arbeitsplatz zu scheren, habe ich sofort die wichtigsten Vorkehrungen getroffen, um sofort in den Genuss der neuen Scheibe zu kommen. Während mein Rechner die Lieder speichert, ich mir gedanklich schon mal die Wampe massiere und mich in meinen unbequemen Stuhl reinfallen lassen kann, lese ich mir das Booklet durch und lasse mich durch das doch sehr schmuckhafte Cover (das es übrigens auch als Poster beigelegt gibt) immer wieder kurzzeitig in den Bann ziehen. Ich bin bereit, lass uns nun endlich beginnen!
Freitag, 04.05.2012, 14:45:
Das Album geht nach ca. 50 Minuten dem Ende zu. Die Texte habe ich quasi in mich aufgesogen und stelle fest, dass es sich textlich um die typische Hosen-Qualität handelt, wobei der Schwerpunkt ein ganz anderer geworden ist. Vieles dreht sich um Liebe oder alte Zeiten und Erinnerungen. Das hat wohl auch mit dem 30-Jährigen Jubiläum der Düsseldorfer zu tun, aber mir persönlich fehlen ein bisschen die politischen Songs. Einzig und allein stehen das namenhafte Lied „Ballast der Republik“ und „Europa“ da, welche sich als rein politisch äußern.
Instrumental bin ich etwas verwirrt. Sowohl der Gesang, als auch die Instrumente klingen zwar nach „Hosen“, aber geben nicht die Hosen als solche wieder. Der Klang klingt angebiedert und stark entschärft. Das Schlagwort „Aggressivität“ oder „Härte“ beschreiben wohl genau die Gefühle, die mir einfach fehlen. Auch beim Tempo wurde geschraubt: Die Lieder haben deutlich an Geschwindigkeit verloren und wirken nun so, als ob man sie großartig gesellschaftstauglich machen möchte.
Auffällig ist auch noch, dass viele Lieder gute Refrains, aber nur (wenn überhaupt) mittelmäßige Strophen haben (Europa, Reiß dich los, Zwei Drittel Liebe, …). Was ist denn da bloß los?
Freitag, 04.05.2012, 17:00:
Das Album ging noch ein paar Mal durch die Boxen. Beim zweiten oder dritten Mal gewöhnt man sich ein wenig an den neueren Stil und ich haue mir schnellstmöglich die ersten Favoriten auf den kaputten Billig-MP3-Player, damit ich auf dem Weg zur Blutspende noch ein paar Eindrücke sammeln kann. Besonders die Lieder „Ballast der Republik“, „Tage wie diese“ und „Altes Fieber“ haben es mir angetan, wobei sich auf dem Weg zu meinem Bestimmungsort ein komisches Gefühl breit macht: Irgendwie wirken die Lieder teils unfertig. Gedanklich folge ich dem Rhythmus und der Melodie, aber oft beende ich den Takt/das Lied anders, als es die Band auf der CD getan hat. Das ist komisch, denn so klammert sich die geschaffene Atmosphäre von selbst aus. Das liegt wohl daran, dass ich wohl etwas anderes gewohnt bin. Besonders stark zeichnet sich das bei den Liedern „Altes Fieber“ und „Oberhausen“ ab, die deswegen einen ordentlichen Teil ihres Reizes verlieren.
Freitag, 04.05.2012, 17:30:
Ich liege und habe mehrfach Nadeln in meinem Arm stecken. Gelangweilt frage ich mich, ob die Blutabnehmer nicht doch heimlich für Vampire arbeiten. Gruselig!
Freitag, 04.05.2012, 18:00:
Hurra, nachher wollen ein paar Freunde grillen und Bier trinken! Doch bevor ich in großartiger Euphorie zu versinken beginne, höre ich mir nochmal ein paar Lieder etwas genauer an.
Was haben die Hosen bloß vor? Lieder wie „Schade, wie kann das passieren?“ wirken irgendwie „künstlich“ hergestellt, als ob man den nächstbesten Ballermann-Hit produzieren möchte. Bei diesem Fussball-Lied wird gefühlt auf viel „Sing-Mit-Uns-Mit“-Sing-Sang gesetzt. Das Lied passt irgendwie gar nicht in das Bild der Hosen. Im Gegensatz dazu steht das andere Fussball-Lied „Auswärtsspiel“ (Auf der Platte „Auswärtsspiel“), welches meines Erachtens auch deutlich besser (da aggressiver, schneller, härter) gelungen ist.
„Draußen vor der Tür“ ist ein Lied über Campinos Vater und der Beziehung, die die beiden zueinander hatten. Ähnlich wie bei dem Lied „Nur zu Besuch“ (bei dem es um seine Mutter geht) stellt der Sänger wieder einmal seine Gesangskünste unter Beweis, die sich jedoch stark von den anderen Balladen unterscheidet. Schlecht ist es nicht, aber es hat auch keinen großartigen Wiederholungswert, weil irgendwie nichts großartig heraussticht.
Diese und etwas andere „Veränderungen“ ziehen sich wie ein schlechtes Gewissen durch das ganze Album und lassen einen gedanklich einfach nicht in Ruhe. Ständig verfolgt einem das Gefühl, als hätten die fünf Jungs irgendeinen „Sprung“ vor, den sie auf Kosten ihrer eigenen Qualitäten versuchen.
Freitag, 04.05.2012, 23:47:
Leicht alkoholisiert gehe ich das Album nochmal durch. Nun zeichnen sich die Favoriten klar ab und ich beginne stärker zwischen den Songs zu differenzieren. Doch heute nicht mehr, erstmal ist schlafen angesagt…
Samstag, 05.05.2012, 13:00:
Endlich wach! Ich habe von seltsamen Sachen geträumt, die mir Angst machen. Hatte glaube ich sogar mit Vampiren zu tun. Bin ich krank?
Samstag, 05.05.2012, 13:05:
So, nun kann ich ein halbwegs klares Bild abgeben. Und doch ist es irgendwie gespalten:
Meines Erachtens sollte (!) dieses Album nun endgültig das letzte gewesen sein, welches die Düsseldorfer auf dem Weg bringen sollten. Es wurde nämlich genau der Punkt erreicht, den viele Musiker und Künstler nicht sehen können oder wollen: Man steht am Scheideweg zwischen dem, was einen in der Vergangenheit und in der Gegenwart ausgezeichnet hat und dem, zu dem man unwissentlich wird, was man früher entweder bekämpft hatte oder womöglich verschreckend wirken könnte (für wen auch immer).
Auch wenn das Album „okay“ ist, so reiht es sich in seiner Gesamtheit eher weiter hinter den anderen Alben an. Es fehlt einfach zu viel von dem, was ich mit der Band „Die Toten Hosen“ verbinde. Stattdessen wirkt der Stil zu verwässert und viel zu sehr nach „Hey, wir wollen auch etwas von dem Erfolgs-Kuchen abhaben!“.
Jeder Fan dieser Band wird sich aber ein eigenes Bild zeichnen müssen. Dazu hat „Ballast der Republik“ einfach zu viele Streitpunkte, die einen ewig diskutieren lassen könnten.
Ich würde dieses Werk als eine „Möglichkeit“ bezeichnen, um endlich einen „halbwegs würdigen Abschluss“ zu feiern. Nach 30 Jahren, endlos vielen Alben und der einen oder anderen Veränderung ist es nun an der Zeit, dass man endlich den Schlussstrich zieht, bevor aus einem „Okay“ noch ein „Warum zur Hölle haben die nicht früher aufgehört?!“ wird.
Was übrig bleibt, sind knappe 7 Punkte. Schade eigentlich…
Geschrieben von ChaosZx2 am 05.05.2012, 00:00 Uhr
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