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TERRORGRUPPE & TAKA TUKA ULTRAS im S.O. 36 in Berlin


Nach fast 10 Jahren Pause war es Ende Mai soweit.
Eine Legende des Deutschpunk sollte wieder auf der Bühne stehen. Dazu waren zwei Abende im Kreuzberger S.O. 36 angesetzt, welche schon seit langer Zeit restlos ausverkauft waren.
Wie der Mittwoch war hat mein Kollege KING KRAUT schon beschrieben, dies ist nachzulesen unter http://www.ramtatta.de/s/konzertberichte/f/details/id/6673/
Da es bei ramtatta.de auch Arbeitsteilung gibt, hab ich den Donnerstag übernommen. Somit möchte ich nicht auf den Mittwoch groß eingehen, sondern mich ganz auf den zweiten Tag konzentrieren.
Die TERRORGRUPPE hatte am Mittwoch schon gut vorgelegt und so war ich gespannt wie es am zweiten Tag werden sollte. Als Vorband waren die TAKA TUKA ULTRAS aka K.I.Z. angekündigt. Hip Hop und Punkrock, eine interessante Mischung, zu Mal K.I.Z. seit ihrem Bestehen auch stets provozieren und vielen Menschen schon vor den Kopf gestoßen haben.
Nachdem die heiligen Hallen des S.O. 36 betreten waren, ertönte von Eisenpimmel “Huka-Tschaka Töff Töff“ (damit kündigte der DJ wohl das Niveau des Abends an?!). Ich sah schon einige Gestalten, bei denen ich mich fragte, was diese den heute hier machen, aber dann fiel es mir ein, ist ja auch für die K.I.Z. - Fans etwas Besonderes die Band in diesem Rahmen zu sehen. Und der DJ von K.I.Z. sorgte schon für entsprechende Unterhaltung.
So standen friedlich nebeneinander Hip-Hop-Fans und Punks zusammen, wobei auch viele Normalos zu sehen waren. Es war ein gemischter Haufen von alten Fans, neuen Fans und Kreuzberger Prominenz, so wurden im Publikum u.a. Bandmitglieder von ZSK und The Offenders gesichtet. Die TERRORGRUPPE live wollte sich keiner entgehen lassen. Viele Leute kamen auch von weit her, aus Sachsen, dem Ruhrpott und Hamburg waren einige da. Und wie am Vortag ging der Herzschlag schneller als die Uhr 20.00 Uhr erreichte. Es sollte endlich losgehen. Kurz nach 20.00 Uhr war es dann soweit. Die TAKA TUKA ULTRAS betraten die Bühne. Gespannt, was es zu sehen geben wird, ging auch ich nach vorne.
Die Jungs hatten sichtlich Spaß an dem was sie da taten. Textlich verursachten sie desöfteren Kopfschütteln. Sie sangen von Affen und Pferden und allerlei anderem obskurem.
Die K.I.Z. - Fans hatten sich ihre Plätze vor der Bühne gesichert und hatten ihren Spaß. Die meisten Leute allerdings, schauten sich das treiben eher in Ruhe an.
Die Jungs konnten schon unterhalten und was sie handwerklich drauf haben ist nicht übel. Besonders der schnelle, deutliche und kräftige Sprechgesang, so was muss man erstmal können. Irgendwann wurde es den Jungs auf der Bühne aber doch zu lahm und sie begannen das Publikum zu beschimpfen, wobei sie nicht wussten, wie man das Publikum nennt. Linke? Zecken? Sie waren am überlegen, derweil flogen die ersten Becher auf die Bühne. Die Stimmung drohte zu kippen, bemerkten die ULTRAS und machten einfach weiter. Für eine gute halbe Stunde war das insgesamt sehr unterhaltsam und, es war mal was anderes.
Nun aber, Hip Hop verdauen und TERRORGRUPPE sehen.
K.I.Z. fragten am Schluss ihres Sets ob das Publikum Bock auf die Scheiß Terrorgruppe hätte, das Echo war entsprechend. Was dann aber losging als der MC Motherfucker mit seinen Leuten auf die Bühne kam, spottete jeder Beschreibung. Kaum war “Sabine“ angespielt, drehte mehr als die Hälfte des Saals komplett durch. Pogo, Stagediving, mitsingen und kollektive Gute Laune. Die TERRORGRUPPE war entspannter als am Vortag und so gab es neben kleinen Soli-Gitarreneinlagen von Archi auch andere Ansagen als am Vortrag.
Gemäß dem Niveau des Abends wurden das Publikum mit “Tanzt Ihr Kackbratzen“ zum Pogo animiert, während die Jungs von K.I.Z. auf der Bühne neben Archi mit “Pogo Ihr Votzen“ dasselbe versuchten. Die Stimmung im Saal kochte. Jeder, aber wirklich jeder freute sich wie Bolle, dass die TERRORGRUPPE wieder auf der Bühne war. 120 Ruhepuls ist nicht übertrieben. Und irgendwann konnten sich die Berliner auch an den guten, alten Blutpogo erinnern, nachdem Archi ihnen vorwarf “Da ist man mal 10 Jahre im Knast und keiner kennt den Blutpogo mehr“. Der Song “Leider nur ein Traum“ wurde umgedichtet, so dass statt Jürgen Möllemann, Josef Ackermann gesungen wurde. Und Archi erklärte, dass der Song “Kinderwahnsinn“ auf berlinerisch “Kinderwannsee“ heißt. Es war wie früher. So schien es MC Motherfucker auch zu gehen, erzählte er doch wenig später davon, wie er in einer Toilette geboren wurde, mit Kopf unter Wasser. Der arme Junge.
Dazwischen gab es ein Best-Of der Songs der TERRORGRUPPE und bei jedem, wirklich bei jedem Song flogen Leute durch die Luft. Im Graben vor der Bühne (ist das noch Punkrock?) hatten die Securitys alle Hände voll zu tun. Wenn Zeit blieb, sangen sie auch die Songs mit.
Es war eine großartige Stimmung. Begeisterung ist untertrieben. Es war gigantisch gut.
Kurz vor Ende erläuterte die TERRORGRUPPE, dass es am Vortag auch kritische Stimmen gab, da die Band ohne Zugabe von der Bühne gegangen ist. So wurde demokratisch abgestimmt, wer eine Zugabe wollte und wer nicht. Die Entscheidung war, durchspielen ohne den ganzen Zugabenquatsch. Das ist doch mal was.
Es wurde dann nicht nur weitergespielt, es gab auch die legendäre Arschrakete! Yes!!
Kurz vor Ende traute sich noch mal jemand der TAKA TUKA ULTRAS auf die Bühne, mit einer Magnum-Schampus-Flasche. Er kniete sich vor MC Motherfucker, öffnete die Flasche und der ganze Inhalt schoss in das Gesicht des Sängers der TERRORGRUPPE. Ein tolles Bild, jedoch musste der Song dann fast abgebrochen werden, weil Archi schlichtweg nix mehr sah. Es ging dann aber noch kurz weiter. Nach knapp 100 Minuten war dann allerdings der letzte Song angesagt. Trotz Lüftung tropfte es mittlerweile von der Decke.
Danach ging das Saallicht an. DJ Ed Raider legte noch auf und in der Franken-Bar, gegenüber des S.O. 36 begann die inoffizielle Aftershow-Party mit alle 30 Minuten “Tresenlied“ auf dem Plattenteller.
Es war ein eindrucksvolles Comeback. Die Songs hatte die TERRORGRUPPE super drauf, der Sound war perfekt und die Stimmung auf und vor der Bühne war unbeschreiblich.
TERRORGRUPPE, schön, dass Ihr wieder da seid.
Beim nächsten Mal wenn Ihr zwei Konzerte hintereinander spielt, spielt bitte nicht genau das gleiche Set. Plastebecher und ein Graben im S.O. 36 sind nicht Punkrock, aber Hauptsache Ihr seid wieder da. Herrlich!
An Songs wurden u.a. folgende gespielt.
Schöner Strand
Neulich Nacht
Sabine
Nazis im Haus
Arbeit muss sein bleibt
Opa
Kathedralen
Wir müssen Raus
Sonntag Morgen
Gestorben auf dem Weg zur Arbeit
Angela
Videokamera











Geschrieben von Frank am 01.06.2014, 13:06 Uhr


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