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BERLIN ROCK CITY FESTIVAL

05.10.2010

Den ersten Tag dieses mittlerweile in die fünfte Runde gehenden Festivals hab ich leider verpasst, da am gleichen Tag auch die mächtigen Kassierer spielten, aber am zweiten Tag konnte ich nach Berlin-Weissensee in den H.O.F. 23 kommen, wo die Sause stattfand.

Die ersten beiden Bands SPANX und SAINT KOPFSCHUSS verpasste ich komplett, weil der frühe Beginn von 17.00 Uhr straff gehalten wurde, was ja bei der Menge an Bands o.k. ist, aber bei einem Indoor-Festival ist es doch recht früh.

Als ich den Club betrat fiel mir als erstes der wirklich brachiale, aber sehr gute Sound auf. Die hatten eine richtig fette Anlage da hingestellt und auch ordentlich Licht eingebaut so dass es nicht nur was auf die Ohren sondern auch für die Augen was zu sehen gab. Im Saal selber wurde auch ein bisschen was gemacht, so dass der H.O.F. 23 einen besseren Eindruck machte als noch vor Jahren, wo auch ein paar Punk und Oi-Konzerte dort stattfanden. Nach einer Pause scheint es jetzt mit dem Laden wieder loszugehen. Von der Größe war er für das Festival perfekt.

Während ich da also so stand und den Sound bewunderte spielte GROBER KNÜPPEL, die ich bisher überhaupt nicht kannte. Seit 2006 existiert die Band. Vom Stil machen sie sehr hardcorelastige Mucke mit viel Oi, Metal und teilweise auch Punkeinflüssen. Die Band kommt auf der Bühne ziemlich martialisch rüber, was daran liegt dass die Jungs alle ziemliche Tiere sind, tatöwiert und muskulös. Sahen ganz schön nach prolligen Hardcore aus. Naja, wer TROOPERS mit noch einer Spur mehr Proll mag, wird sich an GROBER KNÜPPEL ranwagen können. Die anderen sollten lieber die Finger davon lassen. Außer ein paar Fans die vor der Bühne abgingen waren die ca. 150 anwesenden Gäste recht ruhig und schauten sich das Schauspiel interessiert aber nicht unbedingt begeistert an. Immerhin, bei der Anlage trümmerte GROBER KNÜPPEL einen sehr fetten Sound ins Publikum.

Als nächste Band stand ROTZ & WASSER aus Hamburg auf dem Plan.

Die Band kam im Vergleich zu GROBER KNÜPPEL melodischer, mitreißender und unverkrampfter rüber. Hier war keiner der zeigen wollte wie hart und toll er doch ist. Hier stand jetzt eine Band auf der Bühne die vielleicht nicht immer Uni-Niveau hatte aber auch nicht durchweg platt war. Und die Ansage “ Wir kommen aus Hamburg und nicht aus Italien. Wir haben die größten Genitalien“ kannte ich auch noch nicht. Was zum lachen muss auch immer dabei sein. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass die Band bisher an mir vorbeigegangen ist. Das was die Band zeigte war eine verdammt coole melodische Oi-Punk-Melange. Das Publikum war mittlerweile auf 200-250 Leute angewachsen und wagte tatsächlich auch schon das ein oder andere Tänzchen. Es wurde mitgesungen und jeder hatte Spaß. Es passiert nicht oft, dass sich Skins, Psychobillys, Metaler und Punks zusammen friedlich amüsieren. Hier war es so, und das den ganzen Abend über.

Danach betraten GLEICHLAUFSCHWANKUNG die Bühne. Die Band mag man entweder oder man kann nix mit ihr anfangen. Irgendwas zwischen Punk, Schlager, Rock und Improvisationstheater. Die Band ist immer hart am schlechten Geschmack und hat außer einem wirklich großartigen Song ( “Kotz in den Schrank - Punks understand no fun“) musikalisch nur wenig zu bieten. Sehenswert sind sie aber allemal, so dass sie zumindest die erste halbe Stunde ganz unterhaltsam waren. Die weitere halbe Stunde nutzte ich, um mich mit aktuellen News von Norman von THEE FLANDERS zu versorgen, der schon gespannt auf die nächste Band wartete.

Die nächste Band waren die Österreicher von BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE. Eine Band die sich dem Horrorbilly verschrieben hat und tatsächlich mit einem Schlagzeuger antritt der im Stehen spielt, so wie Bela B. von Die Ärzte. Dazu ist die Band noch lecker geschminkt, mit ein paar schönen blutigen Effekten. Die Band sieht nicht nur gut aus, sondern versteht auch was von Musik. Dies zeigten sie schon mit den ersten Liedern. Schneller Billy jagte die Zombies in den Texten. Billy der ins Blut geht und die Fans der Untoten tanzen und feiern lässt. Auch bei dieser Band ist die großartige Anlage wieder positiv aufgefallen. Wer auf Horrorbilly steht und Klischees mag wird mit der Band bestens bedient. Die Jungs sind definitiv einer der Speerspitzen des Genres.

Danach kam ein absoluter Stilbruch, den PÖBEL & GESOCKS betraten die Bühne. Der Saal, der mit vielleicht 400 Leuten, vielleicht auch mit ein paar mehr gefüllt war, erwartete die Jungs um Sänger Willi Wucher sehnsüchtig. Da der Alkohol zu dieser vorgerückten Stunde auch schon reichlich geflossen war, stand einer Party nichts mehr im Wege. Nur tanzen war schlecht, denn der Boden war durch die vielen verschütteten Biere spiegelglatt. Einige Mutige wagten trotzdem ein Tänzchen.

Willi Wucher kam erstaunlich nüchtern auf die Bühne, oder war ich nur einfach zu angeschossen um das noch mitzubekommen? Egal, auf jeden Fall begann mit den ersten Takten ein Abend der aus Feiern, Bier und singen bestand. Die Band spielte ein ordentliches Set mit ein paar neuen Songs, welche live nicht nur gut rüber kamen sondern sich perfekt in das Set einfügten. Nun ist ja die Band nicht unbedingt für extreme Kreativität bekannt, aber das neue Album kann ich nur wärmstens empfehlen. Zwischen Suff und Politik ist alles vertreten, und mit “Guido, ich begreif das nicht“ ist der Band vielleicht einer der besten Songs zur politischen Lage in diesem Land gelungen. Nun gab es also eine Stunde Party von und mit Pöbel & Gesocks. Wer dabei war, weiß, dass es geil war, und wer nicht dabei war, sollte sich eines der nächsten Konzerte der Jungs besuchen. Punkrock, Party und gute Laune. Ballermann Rock´n´Roll eben.

Als letzte Band für diesen Abend traten dann noch OXO86 auf. Hatte die Band lange nicht mehr gesehen und an diesem Abend schaffte ich es nicht, mir die Band noch mal in Ruhe anzusehen, aber was ich mitbekam kam gut rüber. Der gut gefüllte Saal feierte die Band ordentlich ab. Ich machte mich dann langsam auf den Heimweg…

Als Fazit kann ich nur sagen, tolle Location, tolle Bands und ein super Publikum. Mehr braucht ein Festival nicht, außer vielleicht etwas günstigeres Bier, aber das bekommen die Macher vielleicht im nächsten Jahr hin.


Geschrieben von Frank am 06.10.2010, 00:00 Uhr


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