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DER ENDGEGNER
Weitere Informationen:
https://der-endgegner.org/
https://www.facebook.com/der.endgegner/
DER ENDGEGNER treibt seit 16 Jahren sein Unwesen im Berliner Untergrund. Nicht nur, dass Endgegner selten sind, das wissen wir alle die schon mal ein Spiel durchgezockt haben, Endgegner sind auch ganz spezielle, besondere Wesen Am Schluss steht das große Monster, das besiegt werden muss.
So rar wie Endgegner in der virtuellen Welt sind, ist auch diese Band. Sie ist schlichtweg einmalig mit ihrem Destrukto-Swing und ihrer energetischen Bühnenshow.
Ob mit dem neuen Album “Game Over ?!?“ wirklich das Ende naht oder gar die Erlösung wird die Band genauso erzählen wie auch ausführlich zum Album und den Texten Rede und Antwort stehen.
Die Band lud mich am 12.10.2022 in ihren Proberaum ein und stand mir, außer Ronny Rammbock (Bass) komplett für Fragen zur Verfügung.
Es antworteten mir somit:
KING KRAUT Gesang
KING KACKE Gitarre
TURBOBOT Schlagzeug
ZAHNFEE Gitarre
Lest selbst, was eine der undergroundigsten Bands aus der Hauptstadt zu sagen hat.
Nach dem Interview hat die Band für mich noch eine exklusive Show gespielt. Naja, es war eigentlich eine Probe, aber so gut, dass es schon die Qualität eines Konzertes hatte. Die Beweisbilder sind unten stehend.
Geschrieben von Frank am 03.11.2022, 19:23 Uhr
Frank: DER ENDGEGNER, was ist das eigentlich?
King Kraut: Eine Destrukto-Swing Band aus Berlin.
Nein, DIE Destrukto-Swing Band aus Berlin.
Frank: Was ist Destrukto-Swing?
King Kraut: Destrukto-Swing ist ein Name den wir uns ausgedacht haben um
nicht immer sagen zu müssen: “Wir machen eine Mischung aus
Punk und Rock und Trash-Metal und Samba“ aber am Ende
müssen wir es doch immer sagen.
Und weil die ganzen Namen mit “...core“ hintendran jetzt
mittlerweile auch ein bisschen ausgelutscht sind.
Frank: Sonst würdet Ihr Punkcore machen?
King Kacke: Destrukto-Swing Core!
Unser Stil ist schwer zu beschreiben. Es kommt immer auf den
Song an. Unser Stil ist breit gefächert und wenn man seine Musik
nicht mit einem Stil benennt, dann ist man nicht so festgefahren
in dem was man machen kann.
King Kraut: Am Ende läuft es darauf hinaus, wir machen laute Gitarrenmusik
und all das hat im Destrukto-Swing Platz.
Frank: Aber es hat nichts mit Swing zu tun?
King Kraut: Vielleicht doch.
Frank: Euch gibt es mittlerweile recht lange. Gebt mir mal eine Zusammen-
fassung der Bandgeschichte für alle die euch nicht kenne.
Turbobot: Ich bin 2005 nach Berlin gezogen. King Kraut hat davon gehört,
dass ich nach Berlin ziehe und irgendwer hat ihm erzählt ich würde
Schlagzeug spielen, was damals überhaupt nicht stimmte.
Eigentlich hatte ich Gitarre gespielt. King Kraut fragte mich dann,
ob ich in seiner Band Schlagzeug spielen will. Da habe ich gesagt
“Ja, warum nicht“ und ihn gefragt, was das für eine Band sei. King
Kraut erzählte mir dann, dass wir die Band erst noch gründen
müssen. Ja, und dann haben wir das gemacht. Das war 2006.
Die ersten Proben fanden im “noisy rooms“ statt.
King Kraut: “noisy rooms“ ist quasei ein ist ein Stundenhotel für Bands.
Also ein Proberaumzentrum wo man sich einen Proberaum mit
Verstärkern mieten kann.
Turbobot: Genau. Dann kam unser erstes Konzert.
Das war auf einer Hinterhofparty. Uns hat es Spaß gemacht. Dann
kamen immer mal andere Musiker dazu und auch der Stil hat sich
gewandelt. Ganz früher waren wir experimenteller als heute. Früher
wollten wir so coole Sachen machen wie Surf-Musik oder Reggae,
was aber nie geklappt hat. Das war immer schlecht.
King Kraut und ich, wir sind der harte Kern von DER ENDGEGNER.
Über die Jahre gab es immer mal Konzerte die wir gespielt haben.
Auf einem der Konzerte haben wir KING KACKE kennengelernt.
KING KACKE spielt seit 2010 bei uns.
Im Laufe der Zeit haben wir immer mal wieder Alben aufgenommen.
Die Aufnahmen hatten wir an verschiedenen Orten gemacht und sie
klangen meist alle ziemlich schlecht. Wir haben z.B. an der SAE
aufgenommen...
King Kraut: ...SAE ist eine “Toningenieur-Schule“ in Berlin.
Turbobot: Genau, eine “Toningenieur-Schule“ wo Toningenieure mit reichen
Eltern ausgebildet werden.
King Kraut: Wir haben uns eigentlich immer an Leute ran geschmissen, die
die Aufnahmen für wenig bis gar kein Geld machen wollten. Das
hat sich nicht immer gut ausgewirkt auf die Professionalität
unserer Aufnahmen.
Turbobot: Genau, aber das passt auch zu uns. Wir machen alles für wenig
oder gar kein Geld. Wir spielen am liebsten live.
Und jetzt kommt ein neues Album!
King Kraut: Man muss vielleicht auch sagen...also ich finde, man kann schon
sagen, dass sich etwas geändert hat, in dem Augenblick wo
unser erster Gitarrist ausgestiegen ist und King Kacke
eingestiegen ist.
King Kacke hat unseren Gitarrensound maßgeblich verändert und
maßgeblich geprägt.
Davor war es ein schrammeliger Punk- und Rock-Sound. Seit
Kacke bei uns ist, hat sich der Sound konsolidiert, zu einem Sound
der erkennbar zu uns passt.
Frank: Zahnfee ist ein ganz neues Bandmitglied bei euch, oder?
Zahnfee: Na ja, ganz neu...es sind jetzt wahrscheinlich schon drei Monate,
aber wir haben bisher gerade zwei Mal miteinander geprobt.
Frank: Wie bist du zu der Band DER ENDGEGNER gekommen oder ist die
Band zu dir gekommen?
Zahnfee: Ich spiele ja auch in einer anderen Band (Anmerkung des
Redakteurs: Crosshill Rebels, http://crosshill-rebels.com/) und habe
immer mal geschaut, dass ich noch eine weitere Band finde und
etwas mehr machen kann. Dann haben King Kacke und ich uns
getroffen und ich habe festgestellt, dass sich DER ENDGEGNER
cool anhört. Wenn zwei Gitarren spielen ist es abwechslungsreicher.
Turbobot: Zwei Gitarren sind auch cooler.
Frank: Du bist also noch nicht auf der “Game Over ?!?“ zu hören, wirst aber
live zu hören sein?
Zahnfee: Ja, genau.
King Kacke: Ich spreche jetzt einfach mal die Aufnahmen zum neuen Album
an. Im Januar vor Corona habe ich die erste Pre-Production -Spur
von Turbobot eingespielt. Danach ist erst mal nicht so viel
passiert und es war ja auch Corona. Dadurch hatte ich Home
Office. Im Home Office konnte ich aber nicht viel machen. Ich
hatte also nichts zu tun. Ich habe jeden Morgen meine damalige
Freundin zur Arbeit gefahren und bin dann in den Proberaum und
habe die Pre-Production gemacht. Nach acht Stunden habe ich
meine Freundin dann wieder abgeholt. So sahen meine
Arbeitstage aus. Das habe ich ein paar Wochen jeden Tag so
gemacht. Durch die viele Zeit die ich hatte, kam eine ziemlich
coole Pre-Production zusammen. Ich war im Proberaum viel
alleine und hatte viel Zeit. Da fällt einem dann die ein oder andere
Gitarrenspur ein, die man noch mehr mit rein nehmen möchte.
So hat sich die Idee entwickelt, das Album mit zwei Gitarren
aufzunehmen. So hat sich das dann ergeben, auch mit zwei
Gitarren live spielen zu wollen.
Frank: Der Sound auf "Game Over ?!?" ist sehr sehr fett.
Das ist Corona geschuldet gewesen, weil Ihr viel Zeit hattet um
auszuprobieren? Also hatte Corona auch etwas positives?
King Kacke: Die Aufnahmen von “Game Over ?!?“ unterscheiden sich von den
Aufnahmen des letzten Albums (“Showdown“ von 2014).
Für “Showdown“ haben wir uns fünf Wochenenden genommen.
Da haben wir uns dann an den Wochenenden getroffen und die
Songs alle zusammen eingespielt. Wir wollten damit das Live-
Feeling einfangen. Das war aber schwierig zu machen, weil es
eben nicht live war.
Bei “Game Over ?!?“ sind wir dann anders ran gegangen. Wir
haben erst die komplette Pre-Production gemacht und danach
aufgenommen. Das war tatsächlich viel aufwendiger von der Zeit
her, aber es hat sich sehr gelohnt.
Turbobot: Wir haben alles hier komplett in unserem gut ausgestatteten
Proberaum aufgenommen.
Frank: Habt Ihr auch das Mastering und den Mix selber gemacht?
King Kacke: Wir haben in unserem Proberaum nur aufgenommen. Das
haben wir bewusst aus den Erfahrungen der letzten Aufnahmen
so gemacht. Ich bin ziemlich perfektionistisch. Ich möchte eine
gute Aufnahme gerne noch besser hinbekommen, zu Mal wir hier
auch gute Bedingungen haben.
King Kraut: Dadurch haben sich einige Songs während der Aufnahmen auch
noch geändert.
Übrigens hat jeder von uns alleine seine Parts aufgenommen.
Das resultierte alleine schon aus den Corona-
Vorsichtsmaßnahmen, da am Anfang ja gar nicht klar war, wie
hoch das Infektionsrisiko ist, wenn man sich mit mehreren
Leuten trifft.
Jeder von uns konnte somit seine Aufnahmen genau dann
machen, wenn es ihm gut gepasst hat.
Bei mir war es z.B. so, dass ich an einem Tag etwas eingesungen
habe und dann in der Woche danach mir die Aufnahmen angehört
habe. Dabei kam dann auch schon mal heraus, dass es gar nicht
so klang, wie ich es mir gewünscht habe. Dann habe ich den
kompletten Song nochmal neu eingesungen. Das habe ich sehr oft
gemacht, so dass ich am Schluss sehr viele Gesangsspuren hatte.
Am Schluss der Aufnahmen stand dann etwas anderes als das,
was wir am Anfang der Aufnahmen uns gedacht hatten.
Frank: Seid ihr mit den finalen Aufnahmen zu “Game Over ?!?“ zufrieden
oder haben sich die Songs auch nach den Aufnahmen noch etwas
weiter entwickelt?
King Kacke: Das ist immer schwer zu sagen. Du hast bei den Aufnahmen
mehrere Entwicklungsprozesse. Bei der Pre-Production klang
alles noch nicht perfekt. Da haben wir was aufgenommen, damit
wir was zum anhören haben. Da ging es noch nicht um den
Sound sondern um die Art und Weise der Musik, z.B. auch um die
Länge der Songs oder wer spielt welchen Part wie lange und in
welchem Tempo. Am Ende der Pre-Production waren wir mit
diesem Prozess fertig. Die Songs standen.
Wie dann der genaue Sound wurde, das kam später,
insbesondere beim Mix und Mastering.
Wobei, wurden bei den richtigen Aufnahmen auch noch zwei
Songs geändert?
King Kraut: Stimmt, bei den richtigen Aufnahmen habe ich zwei Songs noch
komplett umgetextet. Bei der Pre-Production haben wir gehört,
dass eben diese beiden Songs noch cooler werden könnten. Das
wir ausreichend Zeit für die Aufnahmen hatten, war für mich sehr
schön, weil das Umtexten dieser beiden Lieder, diese zu komplett
neuen Songs gemacht hat. Da ist jetzt mehr Leben in den Songs
und der Bezug zu dem was ich in dem Moment da reinbringen
wollte ist viel besser gelungen.
Turbobot: Es ist ganz schwer zu sagen, wann man wirklich final fertig ist.
Wenn wir immer noch an den Aufnahmen arbeiten würden, dann
würden wir immer noch was finden, was man besser machen kann
und wir würden die Songs immer und immer wieder ändern. Man
muss einfach auch mal den Punkt finden, wo dann Ende ist.
King Kraut: Man muss sich schon zwingen aufzuhören, finde ich.
Frank: Kommen wir mal konkret zu dem neuen Album und fangen mit dem
Titel an.“Game Over ?!?“, bedeutet das, es ist euer Abschiedsalbum
und DER ENDGEGNER löst sich auf? Oder bedeutet es, mit der Erde
ist es vorbei?
King Kraut: Das erschließt sich, wenn man das Cover des Albums sieht.
Es sind ja auch Fragezeichen und Ausrufezeichen hinter dem
“Game Over“.
Es ist mehr eine offene Frage. Im Zusammenspiel mit dem Cover
erkennt man, dass es eigentlich das Ende des Planeten Erde ist.
Die Band DER ENDGEGNER befindet sich zum Glück nicht auf dem
Planeten Erde, sondern in einem Raumschiff, von dem aus sie den
Planeten zerstören wird.
Frank: Auf dem Album habt ihr drei Songs nach je einem Bandmitglied
benannt. Warum habt Ihr das gemacht?
Turbobot: Eigentlich war die Idee eine andere. Ursprünglich hatten wir mal die
Idee, eine Themen-EP zu machen, wo genau dieses Konzept
abgebildet ist. Wir wollten z.B. den Song der dem Bassisten
gewidmet ist, so gestalten, dass sein Bassspiel im Vordergrund ist
und er etwas besonderes spielt. Es sollte derjenige dem der Song
gewidmet ist im Vordergrund stehen
Diese EP haben wir nie veröffentlicht, aber wir haben die Idee der
Songs für das Album “Game Over ?!?“ übernommen.
King Kraut: Zum Zeitpunkt der Aufnahmen von "Game Over ?!?" waren das
auch die drei Mitglieder der Band.
Inzwischen sind wir wieder zu fünft, weil unser Bassist, der sich
zum Beginn der Aufnahmen verabschiedet hat, wieder dabei ist.
Ronny Rammbock findet uns anscheinend doch wieder so gut,
dass er wieder dabei sein möchte.
King Kacke: Von unserem alten Bassisten, also von dem vor Ronny
Rammbock ist übrigens die Trompete beim Song “Tanke, zehn
nach vier!“. Die Trompete hat er für uns noch eingespielt.
Frank: Die Texte der Songs von der “Game Over ?!?“ finde ich oft sehr
radikal und in einer sehr harten Sprache vorgetragen, wie z.B. beim
Song “In mein Hirn!“......kack in mein Hirn..., oder...wir denken wir
kaufen uns frei...beim Song “Immer nur dein Ego!“. Was hat euch
dazu getrieben, solche Texte zu schreiben?
King Kraut: Mmmh...was hat mich dazu getrieben...
Die Texte sind spontan entstanden, was deine Beispiele betrifft.
Beim Musikmachen wollte ich aus einem Gefühl heraus, Wut und
Härte zum Ausdruck bringen und habe dass dann passend zur
Musik gemacht.
Danach überlegte ich, wie ich einen Text bauen kann, der meine
Gefühle und das was ich sagen möchte, mehr
zusammenhängend darlegen kann.
Die Text sollen meine Empfindungen zum Ausdruck bringen.
Frank: Das Songwriting lag also komplett bei dir?
King Kraut: Es ist eher so...das Songwriting würde ich sagen, entsteht durch
ein Zusammenspiel von King Kacke und Turbobot.
Die Texte kommen alle von mir.
Turbobot: Um das verständlicher zu machen. King Kraut kommt öfter zu spät
zur Probe. Dadurch haben King Kacke und ich sehr viel Zeit im
Proberaum. Da kommt es zwangsläufig dazu, dass wir anfangen zu
spielen und auf neue Ideen kommen.
Das funktioniert tatsächlich ganz gut von der Arbeitsaufteilung her.
Bei mir ist es z.B. so, dass mir zu Hause eine gute Idee einfällt und
ich diese dann mit der Band teile. Dann probieren wir es im
Proberaum aus und wenn das passt, dann haben wir schon mal
ein Teil für einen möglichen neuen Song.
Manchmal ist es aber auch so, dass es Monate dauert, bis mir eine
neue gute Idee einfällt, aber manchmal ist die Idee auch so gut,
dass daraus innerhalb einer Probe ein neuer Song wird. Wenn King
Kraut dann noch eine Textidee hat, entwickelt sich das Ganze recht
schnell zu einem fertigen Song.
King Kraut: Das hat sich bei uns auch sehr geändert. In der ersten Phase der
Band, also bis ungefähr 2010, habe ich den größten Teil der
Songs geschrieben. Dazu muss man sagen, dass ich nicht gut
Gitarre spielen kann und so sind die meisten Ideen dann in eine
Art Ramones-Songs geendet.
Seit King Kacke bei uns ist, basieren die Songs viel mehr auf
seinen Gitarrenideen.
Ich habe mich aus dem Songwriting sehr zurück gezogen. Natürlich
ist ein Text auch Bestandteil des Songwritings, aber ich komme
weniger an mit Ideen für die Gitarre. Jetzt ist es so, dass die
meisten Songs mit der Gitarre von King Kacke starten und sich
dann weiter entwickeln.
Frank: Beim Song “Schicksal -!-“ lese ich aus dem Text eine gewisse
Orientierungslosigkeit. Die vielleicht euch aber generell ja einige
Menschen betrifft. Liege ich mit der Interpretation richtig?
Wie kommt diese Orientie- rungslosigkeit eurer Meinung nach
zustande? Wie kam es zu dem Text?
King Kraut: Da kann wohl nur ich darauf antworten.
Also, natürlich können auch die anderen antworten, in der
Hinsicht, was der Text für sie bedeutet.
Für mich ist es ein Einblick in eine bestimmte Phase meines
Lebens wo ich das so empfunden habe. In dieser Phase wusste
ich gar nicht so richtig wohin es mit mir geht. Inzwischen kann ich,
glaube ich, sagen, dass es wahrscheinlich immer so sein wird.
Ich denke, dass es immer eine gewisse Orientierungslosigkeit im
Leben geben kann. Also gar nicht so richtig zu wissen, in welche
Richtung es geht. Eben sein Leben nicht bis zum Schluss
durchgeplant zu haben.
Frank: In den Texten lese ich auch eine große Abneigung gegen die
Selbstdarstellung und die Gier der Menschen und auch gegen den
Kapitalismus und das System in dem wir leben. Was kann jeder
Einzelne eurer Meinung nach dagegen tun?
Turbobot: Offen sein gegenüber Diversität. Die eigenen Vorurteile ablegen
und einfach Gutes tun.
King Kacke: Gerecht miteinander umgehen.
King Kraut: Nicht so gierig sein. Nicht so eitel sein.
Es wird einem so viel Quatsch eingetrichtert, z.B., dass man sich
selbst darstellen muss. Das ist einfach verzehnfacht gegenüber
der Zeit vor dem Internet. Ich finde das ganz fantastisch was über
das Internet an Kommunikation und wunderbaren
Ausdrucksmöglichkeiten da ist. Ich finde es nur nicht fantastisch,
wenn es die Leute dazu verleitet, sich zu viel damit zu beschäftigen,
was andere wohl über sie denken und versuchen einem Bild zu
genügen, was nicht dazu beiträgt, dass man sich selber wohl fühlt.
Vielleicht fühlen sich diejenigen auch nicht gut, die sich auf ihrem
Social Media Profil selber massiv darstellen. Das muss nicht sein.
Turbobot: Ich würde das nicht nur mit dem Internet verbinden. Diese Gier nach
Selbstdarstellung gab es auch weit vor dem Internet-Zeitalter.
Man sollte die Menschen nicht vorverurteilen für das, wie sie sich
selbst präsentieren und was sie sagen. Es ist gut, da in eine
Diskussion zu gehen und offen zu sein.
King Kraut: Wenn man sich damit gut fühlt, ist es für mich auch in Ordnung.
Es entsteht aber trotzdem ein Druck auf die Leute, etwas darstellen
zu müssen.
Turbobot: Ja, klar
King Kraut: Das ist ja auch paradox. Es gibt einen Druck zum Individualismus
oder wie man heute sagt, einer eigenen Identität. Du musst dir
irgendwie eine Identität zu legen. Man kann es auch andersherum
betrachten. Ich bin so wie ich bin und so wie ich empfinde ist es
richtig. Es gibt so wahnsinnig viele Menschen auf der Erde und
davon gibt es viele die fast genauso sind wie ich. Diese Menschen
kaufen die gleichen Sachen wie ich. Diese Menschen hören die
gleiche Musik wie ich, sie sprechen die gleiche Sprache und sie
interessieren sich für die gleichen Dinge wie ich. Ich kann gar nicht
so besonders sein, wie ich es gerne hätte, aber ich muss mich
deswegen ja nicht unglücklich machen, weil dieses Ideal jemand
Einzigartiges zu sein unerreichbar ist.
Frank: Seht Ihr das auch in der Musik so?
Also z.B. das eine Band mit einem Stil erfolgreich ist und andere
Bands genau das nach machen wollen, weil es eben erfolgreich ist
und sie davon profitieren wollen. Also in dem Sinne, dass es nicht
wirklich das ist, was sie vom Herzen machen wollen, aber wenn sie
z.B. diesen Stil spielen, können sie mehr auf Tour gehen, in größeren
Hallen spielen und vielleicht sogar davon leben.
Turbobot: Ja, das sehe ich auch in der Musik so
Zahnfee: Da wäre es doch besser, für das eigene Wohlbefinden, an sich
selber zu denken. Mal in sich zu gehen und für sich zu sehen, was
man sein will. Eben zu ergründen wo die eigene Leidenschaft ist und
dann auch dabei bleiben.
Turbobot: Kommt auch auf das Genre an. Wenn du im Mainstream-Pop
unterwegs bist, dann werden die Songs nicht danach geschrieben
ob sie cool sind, sondern wie man mit denen am besten Geld
verdienen kann. Wenn die Songs dann genau so klingen wie Songs
aus den 80ern, ich denke da z.B. an Dieter Bohlen und nur ein
anderes Gesicht vor das Mikro gestellt wird, dann ist das eben so.
Bei mittelgroßen Bands, wo man das auch denken könnte, wie z.B.
Beatsteaks...naja, die haben wahrscheinlich schon einen gewissen
Druck von ihrer Plattenfirma, irgendwas zu machen, aber im Endeffekt
machen sie das auf was sie Bock haben. Natürlich, wenn sie davon
leben, wenn es ihr Beruf ist, kann das zu genau diesen Fragen führen,
mache ich etwas aus Leidenschaft oder mache ich etwas um
ausreichend Geld zu verdienen.
Frank: Ich bin deswegen auf das Thema gekommen, weil Ihr in eurem
“Bandmythos“ bzw. auf dem Promozettel zur CD, die Szene als
blasiert bezeichnet. Das kann ja möglicherweise auch damit zu
haben, dass Leute die einen Stil cool finden nur Bands cool finden,
die genau diesen Stil spielen und alles andere Mist für sie ist.
King Kraut: Mmmhh...ja...man merkt, dass bestimmte Spielarten auch des
Punk, des Rock und Metal auch mal in Mode kommen. Ich möchte
das gar nicht mal unterstellen, dass es immer mit einem
kommerziellen Interesse zusammenspielt. Vielleicht mögen die
Leute das einfach. Was aber natürlich klar ist, dass man am
Anfang leichter in eine Schublade rein passt. Dann findet man
leichter ein Publikum und leichter Bühnen auf denen man als Band
spielen kann.
Frank: Wie steht Ihr zur Punkszene, in der Ihr euch ja wahrscheinlich alle
weitestgehend bewegt
King Kraut: Wir werden zum größten Teil ignoriert.
Frank: Damit die Ignoranz aufgebrochen wird, spielt Ihr ja am 19.11.2022
eine Record-Release-Party im Rockhaus in Berlin. Hoffentlich mit
Konfetti und Luftschlangen. Warum sollte man da hingehen?
King Kacke: Wegen dem Konfetti und den Luftschlangen!
Es wird sich auf jeden Fall lohnen, weil es schon lange her ist,
dass wir mit zwei Gitarristen gespielt haben.
Ronny Rambock, der bei uns jetzt den Bass spielt, hat in seiner
früheren Zeit bei DER ENDGEGNER für insgesamt drei Gigs
Gitarre gespielt.
Es ist der erste Gig für uns, seit langer Zeit, wo wir wieder mit
zwei Gitarren auftreten werden.
Das wird sehr geil!
King Kraut: Das wird sehr fett!
Zahnfee: Als ich euch das erste Mal gehört habe, war ich völlig beeindruckt.
King Kraut: Und vielleicht noch ein Faktor. Das Konzert findet quasi im
Drugstore statt. Das Drugstore ist seit Anbeginn unserer
Bandgeschichte ein Stammladen von uns. Der Drugstore musste
traurigerweise leider aus der Location in Schöneberg ausziehen.
Glücklicherweise hat das Drugstore im Rockhaus einen neuen
Platz gefunden. Es freut uns natürlich sehr, sozusagen wieder im
Drugstore zu spielen. Die Leute vom Drugstore sind klasse. Es
kostet keinen Eintritt und somit kann jeder dahin kommen. Es wird
eine tolle Party werden, dafür stehen wir mit unserem guten Namen!
Turbobot: Unsere neue CD “Game Over ?!?“ kann man sich da auch kaufen.
King Kraut: Und man kann uns bei der Record-Release-Party auch küssen.
Frank: Da muss man hin! 19.11.2022, Rockhaus Berlin (Drugstore)!
Wie wird es nach dem Konzert weiter gehen mit DER ENDGEGNER?
Turbobot: Wir hoffen, durch das neue Album und ein gutes Record-Release-
Konzert ein paar Konzerte organisiert zu bekommen. Wir haben alle
Bock live zu spielen. Live zu spielen macht uns am meisten Spaß.
Vielleicht spricht es sich ja herum. Wir spielen auch gerne Support
und natürlich gerne auch außerhalb von Berlin. Auf Live Action haben
wir echt Bock!
Frank: Gibt es Ecken in Deutschland wo Ihr schon mal gespielt habt oder
wo Ihr vielleicht sogar einige Fans habt?
King Kacke: Wir haben schon außerhalb von Berlin gespielt, aber deutlich
weniger als in Berlin. Auswärts macht es uns am meisten Spaß.
Da können wir neue Leute kennenlernen und die Leute sind nicht
so satt wie hier. Die Leute sind dankbarer als in der großen Stadt.
Natürlich sind Konzerte in Berlin auch super. Hier kennen wir alles.
King Kraut: Das stimmt, das verwöhnte Berliner Publikum...
Wir haben mal in Niedersachsen, in Diepholz gespielt. Das war
eine geniale Party. Da erinnere ich mich stets gerne dran.
In Dresden waren wir auch mal, aber das ist schon ewig her.
In Aachen waren wir auch schon.
Turbobot: Stimmt. Nächstes Jahr wollen wir mal wieder in Aachen spielen.
Da kommen die beiden Ur-Gründer von DER ENDGEGNER
nämlich her.
Frank: Da könnt Ihr eine nette kleine Wochenendtour basteln. Freitag auf
halber Strecke irgendwo spielen und Samstag dann in Aachen.
Von Berlin nach Aachen ist ein ganz schöner Ritt, oder?
Turbobot: Oh ja!
Zahnfee: Das sind so 600 Kilometer oder so.
King Kraut: Da machen wir dann den großen Treck nach Westen.
Frank: Vielen Dank für das Interview und für die Zeit dir Ihr euch dafür
genommen habt.
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