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Skew Siskin
Weitere Informationen:
http://www.skewsiskin.net/
https://www.facebook.com/skew.siskin
Mit Skew Siskin hab ich mich nach der Show in München zum Interview verabredet. Wir haben uns ins dunkle Kammerl verzogen und sie hatten viel zu erzählen, dass Lemmy ein Textautomat ist, wie sich Udo Lindenberg getäuscht hat, was Stinkbomben im Bus anrichten können und dass Bon Jovi ein richtiger Arsch ist.
Geschrieben von MC GAudibuizn am 17.09.2014, 17:24 Uhr
Nina: Lemmy geht’s schon wieder besser. Gerade für ihn war das sehr belastend. Er ist Musiker mit Leib und Seele und muss einfach raus auf die Bühne. Die Ärzte prognostizieren aber dass es wieder bergauf geht mit ihm.
Die Zusammenarbeit mit ihm ist ja seit Anfang ziemlich eng. Wie kam es denn dazu?
Jim: Lemmy hat uns während einem Interview bei einer Radioshow kennengelernt. Der DJ hatte ne CD von uns auf dem Tisch liegen und er war begeistert. So ein Jahr danach erreichte uns eine Nachricht vom Motörhead Rechtsanwalt, dass Lemmy uns gerne in Berlin besuchen möchte um uns persönlich kennenzulernen.
Nina: Man muss dazu auch sagen, dass der Musikstil den wir machen, damals um 1992 keinen mehr so richtig interessiert hat. Damals war Alternative groß angesagt. Lemmy interessieren Trends aber einen Scheißdreck. Er macht das was ihm gefällt und nicht was gerade Trend ist. Wir haben auch ziemlich schnell gemerkt, dass wir sehr gut miteinander harmonieren. Wir waren da gleich auf einer Wellenlänge. Und so hat sich das alles ergeben.
Ihr scheißt auf Plattenfirmen und habt jetzt Eure eigene Plattenfirma Monongo gegründet….
Jim: Das ist so nicht richtig. Wir hatten mehrere Deals bei Plattenfirmen, aber irgendwie gingen die immer pleite. Besonders zu der Zeit als wir „Peace Breaker“ rausgebracht haben gingen viele Labels den Bach runter, wegen den ganzen Downloadgeschichten. Trotzdem hatten wir wieder geplant einen Vertrag mit einem Label zu bekommen aber dann kam es doch anders. Wir sind jetzt ganz glücklich damit und fahren damit auch ziemlich gut.
Ihr habt ja das Business mit allen seinen auf und ab‘s kennengelernt…
Jim: Vor allem ich habe viele Erfahrungen lange vor Skew Siskin machen müssen. Als unsere ersten Demos für die erste CD fertig waren hatten wir z.B. einen Manager beauftragt unsere Musik an deutsche Plattenfirmen zu verdealen. Das ging schon mal gleich völlig in die Hose und als wir uns von dem Mann trennen wollten schickte er uns eine Kostenrechnung von 150.000 DM. Willkommen im Rock’n’Roll Business. Die Band hatte noch keinen einzigen Auftritt gemacht , noch nichts erreicht , aber schon Schulden bis über die Ohren. Später wurde dann festgestellt, daß er nur ca. 20.000 DM Kosten hatte. Sag mal wie scheiße ist das denn? Ich habe das dann über meinen Rechtsanwalt geklärt und hab gesagt: 20.000 kannst du haben, mehr aber auch nicht. Allerdings muss man sagen, dass wir mit Skew Siskin von anfang an nicht den Fehler gemacht haben, und Rechte von den Songs an die Plattenfirmen abgegeben haben. Alle Rechte an den Songs liegen bei uns.
Wie seid ihr denn zum Rock gekommen. Wie ist Eure Vorgeschichte?
Jim: Nina und ich wir kommen aus der Punkecke. Sie hat bei einer Berliner Punkrockband getrommelt und ich war bei der bekannten Berliner Punkband PVC. Dann kam die Neue Deutsche Welle und der Bassist von PVC hat da Lunte gerochen und uns vorgeschlagen PVC rechtzeitig aufzulösen solange die Band noch gut dasteht. Das war genau richtig. Ich bin hingegen vor der NDW geflüchtet. (lacht) Ich bin dann nach Amerika gegangen und habe mit dem Gitarristen von Patti Smith und MC5 zusammengearbeitet. Wir haben in NY die gängigen Clubs gespielt und meine Welt war in Ordnung. Es ist schon ein sehr geiles Erlebnis, wenn Dich dein Vorbild nach den Akkorden von deinem Song fragt.
Du Nina, wolltest eigentlich dann eigentlich zum Musical bevor du Rockröhre wurdest?
Nina: Naja wollen…mit 18 rum überlegt man sich halt dann was man macht. Ich hab dann ein Studium an der Hochschule für Kunst angefangen und hab beim Theater des Westens gearbeitet. Damals war ich schon tätowiert und war dort mehr oder weniger der Outsider, aber in der Zeit habe ich sehr viel gelernt. Später kam ich dann über die WG von meiner Mutter (Anm. d Verf. die Schauspielerin Helga Fehrmann) in Kontakt mit Udo Lindenberg und der hat mich gefragt ob ich mit ihm ein Duett auf seinem Album „Hermine“ singen will. Übrigens ist auf dem Album auch Marlene Dietrich mit drauf, die der Udo ziemlich dazu nötigen musste bei ihm mitzusingen. (lacht)
Wie habt ihr Euch dann kennengelernt?
Jim: In Amerika habe ich gesehen wie gross und populär Classic Rock dort ist und plante meine eigene Band zu gründen mit einem Sänger im Stil von MC5 und AC/DC. Ausgerechnet bei einem Besuch in Berlin kam ich dann über Udo in Kontakt mit Nina und wir haben Skew Siskin gegründet. Zuerst dachte ich mir: Was will ich mit ner Musicalsängerin?
Wir haben es dann trotzdem probiert und im Laufe eines Jahres kamen Ninas Qualitäten als Rockröhre zum Vorschein. Udo hatte zunächst nicht daran geglaubt, daß Nina Rock singen könnte. Als wir allerdings später mit Black Sabbath auf Tour gingen, war er höchst beeindruckt und fand das total geil. (lacht)
Was war denn das Verrückteste, das ihr in Eurem langen Tourleben erlebt habt?
Jim: Das Verrückteste? Als wir auf die Bühne gingen und von der kompletten Backline waren die Kabel rausgezogen. Die Band die vor uns spielten wollten nicht, dass wir spielen, weil sie die Konkurrenzangst hatten. Dann mussten wir alles erstmal neu verkabeln. Dann haben wir da immer eine Wache hingestellt die die Backline und das Mischpult bewacht. Soviel zur Musikerfreundschaft in Deutschland.
Jim: Dann haben wir mal im Vorprogramm von Bon Jovi in Los Angeles gespielt, da war die Anweisung von Bon Jovi selbst: Alle Presences und Höhen werden aus der PA werden rausgedreht! Das klang so scheiße. Aber unser Soundmixer, den wir aus Berlin dabei hatten hat das Mischpult vergewaltigt und hats dann halbwegs hingekriegt. Ich frag mich was denkt der weltberühmte Bon Jovi von Skew Siskin? Hat der Angst vor uns?? Auch vorher kam schon die Arie: Wenn Bon Jovi kommt müssen alle das Backstage räumen, er will keinen sehen. Und dann kam noch die Anweisung. Solos sind nicht erlaubt und der Bassist und Gitarrist darf nicht über kreuz laufen. Das ist zuviel Aktion. (vogelzeig)
Nina: Das sind Ansagen, die sind so schräg. Das verrückteste an das ich mich erinnern kann war mit Phil Campell dem Gitarristen von Motörhead auf der Tour 2010 in UK. Nach der Show um zwei Uhr nachts, gibts auf einmal Tumult im Bus vor uns und alle rennen raus. Ich dacht mir, was haben die denn? Hornissen im Bus?? Die haben dann gesagt Phil hat uns eine Stinkbombe in den Bus gelegt. Wir hatten damals alle dieselben grauen Busse und er wollte uns die Bombe reinwerfen und hat unseren glücklicherweise verwechselt. (lacht)
Jim: Und wir haben gesagt: Phil, hättest Du das bei uns gemacht, wir hätten dich reingezerrt und eingesperrt…Das war 10° Minus…
Matthias und Conner, ihr seid neu in der Band. Wie seid ihr zur Band gestoßen?
Matthias: Ich hab Jim und Nina über eine Anzeige gefunden. Das war 2010. Ich kannte Skew Siskin gar nicht. Ich kam dann zum Auditing vorbei und war dann gleich mal sehr beeindruckt von dem Studio. Erst mal eine riesige Marshallwand. Dann haben wir einen Song gespielt, es war so laut und ich hab so reingehauen. Ich war so fertig danach. Meine Muskeln machten nicht mehr mit. Das war echt krass. Ich dachte erst ich hab total versagt. Am nächsten Tag meinten die ich soll nochmal rum kommen. Und so fing das da an. Den Conner hab ich dann ein Jahr später angeschleppt.
Conner: Ja, ich kannte die Band vorher schon, ah Skew Siskin, hab ich schon mal gehört, so in meiner Metaljugend. Als ich dann da im Studio ankam dachte ich mir: Wow, geil was da in Berlin so abgeht…
Nina: Manche denken ja, weil ich die Sängerin bin, bin ich die Band. Dann sag ich ja gut, weil man meint weil ich da vorne stehe und die Stimme bin. Aber ich könnte das so überhaupt nicht machen wenn Bass, Gitarre und Schlagzeug nicht mit dem gleichen Impact, Leidenschaft und Kraft dahinterstehen wie ich das auch fühle. Das ist ja lächerlich. Wir brauchen Driver und keine Passagiere. Deswegen funktionieren viele anderen Bands ja überhaupt nicht. Das Feeling muss einfach da sein und das ist bei den beiden halt einfach da. Das kann man nicht so einfach erzeugen. Jim macht das so er testet die Leute, er lässt die Leute ewig ein Riff spielen und schaut ob die da Bock haben. Wenn da einer Bock drauf hat, ist das viel mehr wert, als wenn einer das perfekt runterspielt, technisch versiert ist man sagt: Hui, der kann das aber gut. Der Groove und das Feeling sind entscheidend. Unsere Musik muss einfach swingen. Das ist Rock’n Roll. Jim und ich wir legen halt auch Wert darauf, dass das nicht so akkurat technisch gespielt wird. Auf Tour haben wir dann auch gemerkt, dass das super klappt und super Spaß macht. Muss nicht alles perfekt sein.
Rock’n’Roll funktioniert nicht über Perfektion...
Mein Gott wir haben heute auch hier und da ein paar Fehler gemacht. Das fällt keinem auf. Das macht auch einen professionellen Musiker aus, dass da eine gewisse Lockerheit da ist. Einfach halt der Fun. Klingt jetzt furchtbar abgedroschen. Aber so ist es halt.
Live is a bitch ist der Song über den ich zu Euch gekommen bin, den hab ich vor drei Wochen wieder aus den Tiefen meiner Sammlung ausgegraben und so hab ich Euch wieder entdeckt…
Nina: Echt? Cool! Den Text hat übrigens Lemmy geschrieben. Wir waren gerade im Studio hatten dann 3 Songs fertig recorded und ich fing an Texte zu schreiben. Lemmy war mal wieder zuuufällig in Berlin. Dann hab ich ihn angerufen und ihm gesagt: Komm doch mal vorbei, wir haben 3 Songs, such Dir einen aus und bitte schreib Texte, mach was tu was. (lacht) Er hat sich kurz verzogen, Jim hat ihn dann zur Spielhalle gefahren am Postdamer Platz. Nach zwei Stunden kam er wieder, hat sich kurz in den anderen Raum verzogen und fertig war der Text. Hab ich ihn mir durchgelesen und gefragt: Melodiemäßig, haste irgend nen Plan? Dann hat er mir das so vorgesungen, ich hab mich wieder ans Pult gesetzt und den Song eingesungen. Lemmy dann immer von hinten beim Videospielen: „Nein, nein…so musst Du das machen!“ So und dann war der Song in zwei Stunden fertig. Lemmy ist wie so‘n Automat, schmeißt Geld rein, schickst ihn kurz zum spielen, kaufst ihm ein paar Kippen, Whiskey und dann schreibt der schnell. (lacht)
Wie unterscheiden sich denn die Alben voneinander?
Also spontan würd ich sagen einerseits in den Phasen wo sie aufgenommen wurden. Andererseits in den wechselnden Besetzungen. Mal haben wir mehr experimentiert, mal haben wir alles mehr klassisch gemacht. Wir haben mal viel ausprobiert und dann waren mit Accept auf Tour, dann hörst Du so nen Song wie „Balls to the Wall“ (stampft) dann denkste, boah geil, das macht einfach Spaß. Lass mal wieder so nen Song machen wie wir damals so angefangen haben. Richtig heftiger, klassischer 4/4tel Takt. Riffs die wirklich schön auf dem Drumtrack liegen und da muss dann natürlich ein Gesang drauf der knallt, ja. Nicht so ein lalala.
Es war jetzt relativ ruhig um Euch, wird man 2015 mehr von Euch hören? Ihr habt ja ein neues Album im Anschlag.
Jim: Puh, soweit kann ich noch gar nicht denken. Jetzt gehen wir erst mit „The Damned“ und „Motörhead“ auf Tour und dann seh’n wir weiter. Du kannst uns nicht so Sachen fragen wie ein Majorlabel, die dann schon alles gleich auf dem Plan haben. Wir wurschteln uns so durch. Und auf die neue Platte legen wir sehr viel Sorgfalt…
Nina: Da steht jetzt auch kein Druck dahinter da jetzt was veröffentlichen zu müssen. Wär schön wenn‘s fertig wär aber isses halt noch nicht…
Jim: Weißte ne Platte ist fertig wenn sie fertig ist. Punkt! Eher nicht. Es steht ja keiner hinter uns. Wenn Du jetzt mal sowas raushetzt, merkste dass Du nacher ein paar Fehler gemacht hast und dann dauerts wieder ein Jahr bis Du ne neue Platte machst. Die Freiheit nehmen wir uns auch einfach, wir wollen ja hier keinen Müll veröffentlichen. Ich glaube das auch nicht das wir das je gemacht haben. Alle CDs im Backingkatalog verkaufen sich nach wie vor sehr gut, auch in den USA. Da haben wir bald die 10.000er Marke geknackt.
Gut, dann bedanke ich mich bei Euch für das ausführliche Interview und wünsche Euch viel Spaß auf der Tour mit Motörhead im November…
Das Interview dauerte fast zwei Stunden. Die Leute von Skew Siskin sind total bodenständig und angenehm. Ich finde es toll, dass sie sich soviel Zeit für mich genommen haben und mich mit soviel Information gefüttert haben. Es lohnt sich auf jedenfall mal reinzuhören und mal auf der Tour vorbei zu schauen.
1 Kommentar
Geschrieben am 18.09.2014, 10:03 Uhr
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