Design wechseln

Start » Interviews » Broilers

Broilers

23.05.2011

Hallo liebe Leser. Ich habe die Gunst der Stunde genutzt, um die Düsseldorfer Band "Broilers" zu interviewen, was einen unglaublichen Spass gemacht hat. 
Die Jungs und das Mädel sind mehr als nur pflegeleicht, und vor allen Dingen, alles andere als abgehoben, so wie es teilweise durch die Medienlandschaft herumgeistert. 

Es ist sehr viel geworden, aber ich hoffe, das keine Langeweile aufkommt.


Geschrieben von chinawild am 24.05.2011, 00:00 Uhr


Teilen:                    

Broilers Interview - Ramtata 23.Mai 2011

Fragen an die Broilers

Andy: Wunderbar, das Aufnahmegerät funktioniert, wir wollen euch natürlich erst mal vorstellen...

Broilers: Ach nöööö, ohhh und aaahhhs...

Andy: Also gut, wir sparen uns die Vorstellung. Ihr seid die Broilers, und das sollte an dieser Stelle auch reichen. Das ihr in der Zwischenzeit eine Namen habt, wisst ihr aller Voraussicht auch selber?


Broilers: Das ist uns natürlich nicht verborgen geblieben, das ist ja soweit auch klar. Allerdings kommen jetzt wieder die negativen Stimmen zum Vorschein, die einen echt ärgern. Wir machen jetzt schon lange Musik zusammen, wir dachten, das wir uns seit dem letzten Album"Vanitas" echt freigeschwommen hätten. So ziemlich jeder sollte in der Zwischenzeit wissen, das unsere Wurzeln ganz klar im Punkrock liegen und nicht in irgendwelchen anderen Bereichen. Die Leute da draußen haben bisher 1 Stück vom neuen Album gehört, und ziehen Vergleiche mit Tokio Hotel! Jetzt mal im Ernst, was ist das denn für ein absurder Vergleich?Was haben wir denn mit TH am Arsch?

Andy: Ich würde das jetzt noch nicht einmal als Kritik sehen. Ich denke mal eher das ist Neid. Und bei den momentanen Erfolg wird das auch nicht ausbleiben. Aber mal ehrlich. Warum regt ihr euch darüber auf? Solange ihr hinter eure Sache steht, sollte das doch kein Hindernis sein.

Broilers: Das stimmt schon, da hast du auch Recht, aber es ist einfach zum kotzen. Weil es fast immer anonym gemacht wird. Meistens über das Internet und in diversen Gästebüchern. Man kann irgendwie 50000 Dinge lesen die positiv sind, und die nimmt man auch auf. Aber wenn dann Beleidigungen oder Beschimpfungen in den Postings enthalten sind, haben wir damit Schwierigkeiten.

Wenn man die Musik kritisieren würde, ist es noch eine Sache für sich, aber wenn man vorgeworfen bekommt, das man nicht mehr authentisch ist oder auf den Ausverkauf und Kommerz hinarbeitet, das ist dann wirklich ärgerlich. Die Menschen die so was loslassen, sind alle die, die noch nie ein Wort mit uns gesprochen haben. Wenn die uns kennen würden, und bemerken würden für was wir stehen, dann würden die so was gar nicht erst loslassen. Jeden Ton und jede Note, die wir spielen sind absolut authentisch.
Es ist jetzt ganz klar so, das wir auch einen Erfolg damit haben, aber es ist nicht so, dass wir darauf hingearbeitet haben, denn immerhin machen wir das jetzt seit 17 Jahren. Und dann den Vorwurf zu bringen, wir würden uns verkaufen oder kommerzialisieren, ist einfach unverschämt!.

Andy: Jeder Musiker, wirklich jeder, der eine Gitarre in der Hand halten kann, träumt doch davon mit seiner Musik den einen oder anderen Euro zu verdienen, oder aber auch ein gewissen "kommerziellen" Erfolg zu haben. Ich weiß nicht was daran zu verübeln ist.

Broilers: "Kommerz" wird ja gerne als Schimpfwort genommen, aber jeder der was mit Herzblut macht, träumt davon leben zu können. Egal ob es der Maler ist, der ein Bild malt, ob du Musiker bist...oder weiß der Teufel was. Das,was wir machen, ist wirklich reines Herzblut. Die Menschen, die vor der Bühne stehen und uns abfeiern, haben in den meisten Fällen sogar das angenehmere Leben. Die haben Ihre Arbeit, kommen zu den Konzerten und feiern. Dagegen haben wir noch unsere regulären Jobs und dann die Band, was ja auch eine Menge Arbeit ist. Und allein daran sollte man schon bemerken, dass wir nicht darauf bedacht sind uns zu verkaufen...aber wir wollen auch nicht alles schwarz sehen, irgendwie heulen wir hier nur rum...wir sind nicht die Broilers, wir sind die Heulers.

Andy: Damit hätten wir dann auch die stilistische Frage geklärt, ihr seid keine Punkrock Band, ihr seid eine EMO - Band ? Spass beiseite. Wir kommen noch mal zur aktuellen Single, die sich"Harter Weg" nennt. Und für mich persönlich war es schon sehr überraschend, dass sie relativ schnell in die Charts gekommen ist. Daher auch hier meine Frage: Wurde gezielt darauf hingearbeitet? Jetzt nicht in dem Sinne, das man bewusst darauf hinarbeitet in die Charts zu kommen. Es ist ja auch eine Menge an Zeit und Geld investiert worden.

Broilers: Mal im Ernst, im Grunde genommen gilt die Single als Appetizer für das kommende Album, und um heute einen Charteinstieg zu schaffen, braucht man gar nicht mehr so viele Einheiten zu verkaufen, denn jeder weiß, das es der Musikindustrie weiterhin alles andere als gut geht, weil sich die Leute sowieso fast alles aus dem Netz ziehen. Aber es wäre schon toll, wenn uns die Leute unterstützen würden und das Album "Santa Muerte" kaufen würden. Und die Vorab Single "Harter Weg" wurde auch nicht als Single konzipiert, wir hatten schon alle Stücke im Sack und haben uns gemeinschaftlich dazu entschieden, dieses Stück herauszubringen, weil es einfach unser kommendes Album sehr gut beschreibt.

Andy: Also ich muss schon sagen, mir gefällt die Single sehr gut, und es ist schon toll, das wir Proberaumnachbarn sind, und ich dadurch ab und an mal das Privileg habe hier einiges mitzubekommen. Aber was können die Fans erwarten, sobald die das Album in der Hand halten? Eintönigkeit oder eher ein Genremix? Oder vielleicht auch was ganz Neues?


Broilers: Es ist einfach nur logisch, dass die Platte so klingt wie sie klingt. Mir wäre es jetzt wirklich lieber, du würdest die Platte schon kennen, und ich denk mal das du auch davon eine Promo bekommst, das würde es jetzt vereinfachen. Nur so viel, wer das Album "Vanitas" mag, wird das neue Album lieben.
Es ist sogar so, dass es einen wahnsinnigen Spaß macht, das Album zu hören, was ja auch nicht alltäglich ist. Aber da stecken jetzt 4 Jahre Arbeit drin, allein schon das Texten und Arrangieren. Direkt nach dem Studioaufenthalt ging das natürlich erst mal nicht, aber inzwischen ist es unser Lieblingsalbum, und wenn man dann liest, was teilweise für eine Scheiße in den Gästebüchern steht, macht es noch mehr Spaß da wieder rein zuhören, weil wir alle einfach komplett davon überzeugt sind, was wir da gemacht haben.

Andy: Sozusagen als Eigenmotivation?

Broilers: Auf jeden Fall. Um nochmal darauf zurückzukommen, es ist einfach scheiße, das man schon zerrissen wird, bevor überhaupt jemand das Album kennt, aber anderseits muss man einfach polarisieren, sonst wird es ja auch langweilig...

Andy: Kommen wir mal zur Arbeit im Studio, die wahrscheinlich sehr intensiv war. Wie war es gewesen? Gab es Reibereien untereinander oder war es eher harmonisch?

Broilers: Nein überhaupt nicht. Als Band haben wir harmonisch und gut zusammengearbeitet, außer mit den Produzenten, der konnte einen mit seiner stoischen Ruhe auf die Palme bringen. Zur Studio Zeit selber, wir waren einen Monat komplett auf engem Raum in einem Studio im Münsterland zusammen und haben wirklich in aller Ruhe das Album fertig gemacht. Es war einfach eine konzentrierte und harmonische Zusammenarbeit, und das wird man dann auch hören können auf den neuen Album.

Andy: Hattet ihr eine Vorproduktion zum Album, oder seit ihr einfach ins Studio und habt da angefangen?

Broilers: Nee nee, wir hatten schon eine Vorproduktion gemacht, allein schon um zu schauen, wie Produzent und Band zueinander passen. Zum Glück passte es dann, auch wenn der gute Mann sehr ruhig war...Ekelerregend ruhig sogar, was mich echt auf die Palme bringen kann (Sammy)

Andy: Mal ein anders Thema, was mich interessieren würde. Wie kam es eigentlich zum Labelvertrag mit JKP (das Label der Toten Hosen)

Broilers: Hosenfans waren wir eigentlich schon immer, und sind für uns auch ganz wichtig was die musikalische Entwicklung angeht. Im Grunde genommen sind die Hosen es Schuld, dass wir überhaupt eine Band gegründet haben. Das ganze war nach der Erscheinung "Learning English". Der Kontakt selber kam aber auch erst Jahre später, nach dem ich(Sammy) den Hosen mein Design-Portfolio geschickt habe, um die Band-Shirts zu zu gestalten. Und wie es der Zufall will, brauchten die gerade einen Designer. So habe ich dann erst mal 1,5 - 2 Jahre als Designer für die gearbeitet. Das war der Startschuss zu den Hosen-Kontakt.
Richtig auf uns aufmerksam wurden die halt durch ein Stahlwerk - Konzert, was wir komplett ausverkauft hatten. Da wurden die natürlich hellhörig.

Andy: Sehr geil, so kommt das Eine zu Anderen. Jetzt mal zur Tour. Ihr habt eine Headliner Tour vor der Tür, mehrere Festivalauftritte, und ihr hattet vor wenigen Wochen einen Auftritt im Düsseldorfer Tube (200 Leute) was ja innerhalb weniger Minuten ausverkauft war. Welche Art von Konzerten sind euch lieber? Die großen Gigs wo ihr meilenweit auseinander steht, oder eher die Kleineren?

Broilers: Wir stellen uns ganz bewusst auf größeren Bühnen relativ eng zusammen, so dass wir halt nicht weit voneinander weg stehen. Und es ist beides irgendwie cool. Die kleinen Clubgigs, allein schon wegen der Nähe zum Publikum und dieses Authentische, aber es ist auch geil auf den Festivalbühnen zu stehen und die Wand an Menschen zu sehen, wie die abgehen. Das ist einfach unbeschreiblich.

Andy: Aber es wäre schon in euren Sinne, so was wie das Tube zu wiederholen. So was wäre ja auch als Fanclubtreffen sehr geeignet?

Broilers: Auf jeden Fall. Das ist uns auch wichtig, diese Nähe beizubehalten, allein schon um auch mit den Menschen mal das eine oder andere Bier zu trinken, aber versteht auch, das es bei großen Konzerten wo man vor 3000 Mann spielt, leider gar nicht möglich ist. Da ist man schon fertig bevor man überhaupt eine Show gespielt hat. Früher haben wir auch unseren Merch selber verkauft, bzw. wir standen nach der Show am Stand um auch den Kontakt zu halten. Das ist heute gar nicht mehr möglich. Jeder möchte auch, was ja absolut verständlich ist, was von einem.

Andy: Und das ist wahrscheinlich auch das, was die sogenannten Fans, die euch gar nicht kennen, vorwerfen. Arroganz und Abgehobenheit. Man sollte einfach nicht vergessen wie kräfteraubend dann so was sein kann?

Broilers: Ja genau das meinten wir damit. Genauso ist es mit dem Backstage Bereich. Wenn wir drei Wochen kontinuierlich unterwegs sind, ist man über jeden Quadratmeter froh, den man mehr hat. Da ist man schon mal froh, wenn wir das nicht teilen müssen mit anderen Bands, was überhaupt nichts mit Arroganz zu tun hat.

Andy: Kann ich bestens verstehen, denn man darf ja auch nicht vergessen, dass es wirklich harte Arbeit ist. Und das man dann ein bisschen Privatsphäre braucht, sollte jeden einleuchten. Und ich selber habe ja auch bemerkt, das ihr alles andere als Publikums scheu seid, ihr treibt euch auch weiterhin auf den kleineren Clubkonzerte herum, was ich persönlich sehr gut finde.

Broilers: Auf jeden Fall, das macht ja auch immer Spaß. Aber irgendwie haben wir auch ein wenig Angst davor, das es so evtl. nicht mehr sein kann. Und das wäre wirklich schon sehr schade. Ein Campino z.B. hat bestimmt nicht nur schöne Momente im Leben, denn man sollte nicht vergessen, das wir auch nur Menschen sind, die sich vergnügen wollen. Aber soweit ist es bei uns zum Glück noch nicht!

Andy: Noch nicht, was ja nicht ist, kann ja noch werden. So langsam kommen wir zum Schluss, und da habe ich noch was auf der Seele. Die Stadt Düsseldorf hatte vor kurzem den Eurovision Song Contest in der Stadt gehabt, und plötzlich war überall in den Medien über Nachwuchsförderung der Düsseldorfer Bands zu lesen. Nach dem ESC hat das natürlich wieder alles schön nachgelassen. Jetzt habt ihr als Band natürlich einen ganz anderen Namen als weiß der Teufel wer. Wenn man euch als Vorzeige Band der Stadt Düsseldorf anpreisen würde um der lokalen Szene zu helfen oder zu unterstützen, was würdet ihr dafür tun.?

Broilers( Iris): Proberäume...ganz klar. Da muss viel mehr für getan werden, es ist unverschämt was da teilweise angeboten wird, und da wird viel zu wenig für getan. Da würden wir uns auch gerne aktiv daran beteiligen..

Andy: Das ist natürlich geil. Es gibt da eine Aktion, da würde ich euch gerne einen Link schicken, und es wäre klasse, wenn gerade ihr das noch mit unterstützen würde

Broilers: Ja, klar gerne...mach das auch bitte, wir werden sehen, wie wir uns da mit einbringen können.

Andy: Ja super geil....Okay das war es dann auch...Vielen lieben Dank für das Interview. Wir werden uns bestimmt noch einige male sehen...

Broilers: Wir danken dafür!!!!!!!

Kommentieren



Weitere interessante Interviews

Muffenklaus

Mini vom Kamikaze-Radio spricht in seiner Sendung Mini`s DeutschPunk-Revolte mit Lutz (Vol), Torsten (Git), Lenny (Bass/Vol) und Willy (Drums) von Muffenklaus aus Berlin

Weiterlesen

Borgzinner

LynGPoS der Grand Pa of Ska vom Kamikaze-Radio sprach in seiner Sendung "Ska-Reggae-Polka bis das die Heide wackelt!" mit Brinx (Sax, Voc) von Borgzinner aus NRW, Germany

Weiterlesen

Panzertape

Mini vom Kamikaze-Radio spricht in seiner Sendung Mini`s DeutschPunk-Revolte mit Mi Li (Git/Vol), Benny (Git/Vol), Domi (Bass/Vol), Fabi (Drums) und Vini (Drums) von Panzertape aus Coburg

Weiterlesen

Nordwand

Mini vom Kamikaze-Radio spricht in seiner Sendung Mini`s DeutschPunk-Revolte mit Absolut Vodka (Bass/Vol) und Nicki Smirnoff (Keyb/Vol) von Nordwand aus Berlin

Weiterlesen

Kommando Marlies

Mini vom Kamikaze-Radio spricht in seiner Sendung Mini`s DeutschPunk-Revolte mit Uwe (Vol/Git) von Kommando Marlies aus Bochum

Weiterlesen

FrauPaul

Mini vom Kamikaze-Radio spricht in seiner Sendung Mini`s DeutschPunk-Revolte mit Mary (Bass/Vol) von FrauPaul aus Hamburg

Weiterlesen