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POPPERKLOPPER
Am 04.12.2010 war im Tommy-Haus in Berlin die zweite Station der “Nikolaus Raus“ -Tour, bei der neben POPPERKLOPPER auch A.C.K. und CUT MY SKIN dabei waren. Als Local Support heizten die Berliner Pogopunx von HAUSVABOT ein. Die Tour war somit ein guter Anlass mal wieder POPPERKLOPPER in Berlin zu sehen. In letzter Zeit machte sich das Trio ziemlich rar in der Hauptstadt. Umso erfreuter war ich, dass sie meiner kurzfristigen Bitte nach einem Interview nachkamen, und mir sogar zu Dritt ( Poeppel: Bass und Gesang, Strahl: Schlagzeug und Gesang, Carsten: Gitarre und Gesang ) Rede und Antwort standen.
Nachdem Basser Poeppel in den Schlafräumen des Tommy-Hauses geweckt worden war, ging es los.
Geschrieben von Frank am 05.12.2010, 00:00 Uhr
F: Wie war euer Gig in Dresden gestern?
S: Super, war ein cooler Laden. Die Stimmung war klasse.
F: Ihr habt dort auch mit PLANLOS gespielt. Die sind auf Abschiedstour.
C: Ja, die haben da eine Ansage in die Richtung gemacht, dass es der letzte Gig in dem Club von der Band wäre. Wir haben nur mit denen dort zusammengespielt, weil die dort einen Gig gebucht hatten, wir aber am gleichen Tag auch gebucht waren. Das hat die Chemiefabrik dann einfach alles zu einem Gig zusammengelegt. Wir waren das erste Mal in dem Laden. War echt super da. Ein klasse Punkrockladen.
F: Ihr wart ja schon ein paar Mal bei der NIKOLAUS RAUS - Tour dabei. Was bedeutet euch die Tour?
S: Der Mosti, Sänger von A.C.K., veranstaltet die Tour ja immer. Mit dem haben wir ein sehr freundschaftliches Verhältnis. In den letzten Jahren waren die Bands bei der Tour fast immer dieselben gewesen. Das ist für die Bands natürlich klasse. Wir kennen uns gut und verstehen uns. Das macht immer sehr viel Spaß gemeinsam auf Tour zu sein.
F: Was bedeutet es euch in besetzten Häusern und alternativen Clubs zu spielen?
P: In solchen Läden wie wir gestern gespielt haben, da gehören wir einfach hin. Das Tommy-Haus gehört da auf jeden Fall auch dazu.
C: In solchen Läden fühlen wir uns einfach wohl.
F: Ihr habt dieses Jahr 20jähriges Bandjubiläum gefeiert. Wie sieht das Fazit nach 20 Jahren Popperklopper aus?
S: Irgendwie haben wir wohl den Absprung nicht geschafft (lacht).
F: Bereut Ihr das?
C: Definitiv nicht. Die letzten Jahre haben wir weniger gespielt, aber dieses Jahr waren wir wieder mehr unterwegs. So wird es auch weitergehen. Wir haben immer noch Bock drauf.
S: Man merkt es körperlich. Früher haben wir 10 Tage hintereinander gespielt. Ich glaube, das geht heut gar nicht mehr. Das hängt sicher auch am Alter, aber auch an den persönlichen Umständen, wie Job und Familie.
C: Früher sind wir total viel durch die Gegend gereist und haben für´n Appel und´n Ei gespielt. Da ging es häufig chaotisch zu. In manchen Läden wusste keiner der Anwesenden Bescheid, was den Ablauf angeht. In solchen Läden spielen wir heut einfach nicht mehr. Es kann nicht sein, dass du auf einen Gig spielst und dich dann um alles Organisatorische selber kümmern musst. Es gibt ein paar Dinge die müssen einfach laufen.
F: Passt Professionalität und Punkrock zusammen?
C: Ja, auf jeden Fall. Das soll jetzt aber nicht zu professionell klingen. Wir sind alles andere als Profimusiker.
F: Euer Bandname klingt ja sehr nach Deutschpunk. Wenn Ihr jetzt eine Band gründen würdet, würdet Ihr euch wieder so nennen?
C: Nein! Aus einem ganz einfachen Grund, der Bandname hat einen starken Bezug auf die 80er Jahre, wo der Begriff Popper bekannt war.
F: Die Diskoprolls, wie man heute sagt. Gibt es den Konflikt zwischen Punks und diesen Leuten nicht mehr?
C: Doch klar, aber der Begriff Popper ist nicht mehr so geläufig. Wir werden oft von jungen Fans angesprochen, die wissen wollen, was unser Bandname eigentlich heißt. Wenn du nicht in den 80ern aufgewachsen bist, dann kennst du den Begriff nicht.
S: Popperklopper ist echt Ultradeutschpunk!
F: Ihr habt als Deutschpunkband angefangen und dann immer mehr Songs in Englisch gesungen und auch euch mehr vom Stil her dem englischen Punkrock zugewandt. Warum?
C: Wir hatten schon immer englische Songs, auch ganz am Anfang. Dass wir jetzt mehr englische Songs haben als früher ist nicht beabsichtigt. Das hören wir aber immer wieder, dass die Leute meinen. wir sollten mehr Songs auf Deutsch singen. Es gab einige Deutschpunkbands die auch immer mal wieder Songs in Englisch gesungen haben, z.B. Slime. Es gibt aber auch Leute die zu uns kommen und sagen, dass sie die Songs in Englisch besser finden.
F: Wo sind den eure musikalischen Wurzeln?
C: Slime gehören definitiv dazu, aber auch die alten englischen Sachen.
F: Früher ging es in der Punkszene eher um freie Entfaltung und selbst gestaltetes Leben, heutzutage geht es in meinen Augen eher um ein menschenwürdiges Überleben. Wie seht Ihr das?
P: Da gebe ich dir Recht. Früher als die Punkwelle aufkam da war es auf jeden Fall dagegen sein, anders sein. Mittlerweile ist Punk ja schon fast akzeptiert in der Gesellschaft. Früher war Punk eher Provokation per se. Heute muss man mehr vermitteln, als einfach nur dagegen sein.
S: Punk hat sich mittlerweile in so viele Bereiche aufgesplittet, dass es schwierig ist von einer Szene zu reden, auch im politischen Sinne. Was dem Einen zu radikal ist, ist dem Anderen noch nicht radikal genug. Es gibt viele kleine Grüppchen und jeder meint er macht es am Besten. Das merken wir als Band auch, in dem, was die Leute über unsere Musik sagen. Manche würden gerne noch radikalere Texte hören und die anderen sagen, dass es gerade noch so passt.
C: Wichtig ist es meiner Meinung nach, dass man seine politische Einstellung hat und auch im Alter beibehält, dass man einfach dabei bleibt, in irgendeiner Form
S: Punk ist eine Lebenseinstellung, dass sollte man auch im Job bewahren.
F: Wenn es sich für euch damals ergeben hätte, von der Musik zu leben, hättet Ihr euch für diesen Weg entschieden?
C: Also wenn sich das damals ergeben hätte, hätten wir uns vielleicht dafür entschieden. Das ist aber eine ganz heiße Kiste. Wenn es mal so läuft, dann läuft es vielleicht nur drei Jahre gut und danach stehst du dann mit leeren Händen da.
F: Kann die Linke die Terrorgefahr die momentan geschürt wird für sich nutzen oder schränkt das eher den politischen und gesellschaftlichen Protest ein?
C: Das kann man schwer sagen. Auf der einen Seite heißt es, dass Ruhe bewahrt werden soll, aber unser Innenminister sagt, dass eine konkrete große Gefahr besteht. Ja, was den nun?
P: Ich glaube, dass die Terrorgefahr sehr als Mittel genutzt wird um die Überwachung der Bürger und die massive Datenspeicherung zu forcieren und zu rechtfertigen.
F: Diese Situation beschreibt Ihr ja in eurem Song “Keine Geheimnisse“. Wie ist das für euch, einen Song vor Jahren geschrieben zu haben, dessen Inhalt sich jetzt absolut bewahrheitet?
C: Das ist schon komisch.
S: Die Angst ist mittlerweile fast zur Normalität geworden.
C: Das geht alles so schleichend und plötzlich bist du komplett überwacht.
F: Von 1996 bis 2004 habt Ihr eine Menge Veröffentlichungen gehabt, danach kam nicht mehr viel. Woran lag es?
S: Es lag an verschiedenen Gründen. Tatsächlich lag es auch an der Zeit. Wir hatten einige Jahre lang kaum Zeit miteinander zu proben und demzufolge auch wenig Zeit um neue Songs zu schreiben.
C: Wir haben alle weit auseinander gewohnt.
S: Mittlerweile wohnen immerhin Schlagzeug und Gitarre wieder in einem Ort. Dadurch können wir wieder mehr proben.
C: Du hast Recht, die letzten Jahre gab es wenig von Popperklopper zu hören und zu sehen. Momentan läuft wieder mehr und ich hoffe, dass es auch so bleiben wird.
P: Nur mit Bass und Schlagzeug kann man wenig neue Songs machen. Da braucht man dann doch die Gitarre und das ist jetzt wieder gegeben.
F: War es mal in der Diskussion bei euch, aufgrund der unterschiedlichen Wohnorte, jemand anderen in die Band zu nehmen, der näher oder im gleichen Ort wohnt?
P: Es gab mal eine Phase wo es echt schwierig war. Da haben wir kaum geprobt, und vielleicht zehn Konzerte im Jahr gespielt. Es war aber nie so, dass wir jemand anderen in die Band aufnehmen wollten.
C: Ich glaube, das ist ganz normal, dass man mal mehr und mal weniger Bock hat zu spielen. Jetzt haben wir ein neues Label, mit “Aggressive Punk Produktionen“. Die machen einen guten Eindruck. Wir haben auch wieder Bock zu spielen, also stehen die Vorzeichen für die nächste Zeit gut.
F: Wie seht Ihr den deutschen Punknachwuchs?
S: Von den Fans her ist sehr viel in Gruppen gesplittet. Insgesamt ist die Szene sicherlich groß, aber man merkt schon, dass manche nur zu Deutschpunk gehen, andere nur auf Hardcore-Konzerte oder nur auf Oi-Konzerte. Die Sparten sind teilweise schon kleiner geworden, also es gehen z.B. weniger Leute zum Deutschpunkkonzert als noch vor ein paar Jahren. Von den Bands her fallen mir kaum Combos ein, die bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
H: HAUSVABOT fallen mir da ein.
F: Die haben dieses Jahr aber auch ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
P: In den letzten Jahren ist ALARMSIGNAL ziemlich durchgestartet, aber die gibt es ja auch schon ein paar Jahre.
C: ALARMSIGNAL sind eine Parade-Deutschpunkband!
P: Es setzen sich kaum gute Nachwuchsbands durch und die Bands, die dann mal etwas bekannter geworden sind, die haben dafür 5-10 Jahre gebraucht.
S: Wir selber sind ja auch fast nur mit denselben Bands unterwegs. Man kennt sich. Und wenn wir mal alleine unterwegs sind, dann triffst du Rasta Knast oder Molotow Soda, die ja nun auch schon ewig dabei sind.
F: Die alte Garde verreist gemeinsam…
C: …was meistens ziemlich lustig ist.
F: Apropos alte Garde. Ihr spielt nächstes Wochenende mit Dritte Wahl zusammen, die es ja mittlerweile auch 22 Jahre gibt. Verbindet euch etwas mit denen?
C: Wir verstehen uns gut. Sind nette Jungs. Früher haben wir selber auch viel von Dritte Wahl gehört. Wir freuen uns auf das gemeinsame Konzert.
F: Wie ist der Ausblick in die Zukunft für Popperklopper?
C: Wir haben jetzt ein neues Label. Da kommt im nächsten Jahr erstmal eine Live-DVD von unserem Jubiläumskonzert raus. Da werden auch viele alte Sachen von uns von früher als Bonus mit drauf sein. Dann ist noch geplant ein Best-Of-Album auf dem neuen Label raus zu bringen. Wir sind auch fleißig dabei neue Songs zu schreiben. Ein neues Album wird also auch perspektivisch kommen.
F: Wieso bringt Ihr ein Best-Of-Album raus?
S: Das war die Idee von unserem neuen Label. Wir haben ja schon ein paar Platten veröffentlicht und sind ja auch schon einige Zeit dabei, da kann man das dann auch mal machen.
C: Die nächste Scheibe wird auf jeden Fall nicht so lange auf sich warten lassen, wie die letzte Scheibe.
F: Sind die ersten Scheiben von euch ausverkauft? Dann würde ja für die jüngere Generation ein Best-Of-Album Sinn machen.
P: Die ersten beiden Alben haben wir ja nachpressen lassen, mit einem anderen Cover. Da dürften aber auch nicht mehr so viele da sein. Die “Learning to Die“ ist auf jeden Fall komplett ausverkauft. Die Doppel-7“ Veröffentlichung “Nadel verpflichtet“ ist schon lange ausverkauft, genauso wie die anderen Vinyl-Singles.
Es ist für 2011 auch eine Tour geplant mit den Bands von unserem neuen Label. Wer da alles genau dabei ist, kann ich allerdings noch nicht sagen.
C: In 2011 sind einige Einzelkonzerten geplant von uns, und auch einige Festivals. Vielleicht spielen wir 2011 auch in Polen. Da sind wir dran, aber es gestaltet sich nicht einfach. Wenn es klappen sollte, wäre das toll. Das wäre ein Abenteuer für uns!
Der weitere Abend war dann nach einem verspäteten Beginn doch noch sehr gut verlaufen. Auch wenn POPPERKLOPPER als letzte Band weit nach Mitternacht die Bühne betraten, legten sie ein verdammt druckvolles und schnelles Punkbrett hin. Sie haben mit ihrem Auftritt gezeigt, dass sie es immer noch drauf haben und immer noch hungrig sind. POPPERKLOPPER gehören zu den wenigen guten Deutschpunkbands, die kritische, intelligente Texte mit Druck und Geschwindigkeit rüberbringen. Als Deutschpunker kommt man an dem Trio nicht vorbei.
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