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I WALK THE LINE

04.05.2010

Nach dem Gig von I WALK THE LINE im Schokoladen in Berlin, wurde mir die Chance gegeben Sänger Ville ein paar Fragen zu stellen.

Da ich die Band jetzt schon mehrmals live gesehen habe, und ihren New-Wave-Punk sehr mag, nahm ich die Gelegenheit gerne wahr.

Sänger Ville nahm sich Zeit meine Fragen über die Band, Aki Karusmäki und Touren am Ende der Welt zu beantworten.


Geschrieben von Frank am 05.05.2010, 00:00 Uhr


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F:         Letztes Jahr habt Ihr in Australien und Neuseeland gespielt. Wie war es?

V:        Es war eine gute Tour und eine tolle Erfahrung.

Es war toll diese Länder bereisen zu können. Wir haben eine Tour mit vielen Off-Days gebucht. Wir haben innerhalb von 2 ½ Wochen nur 9 Shows gespielt. Dadurch hatten wir Zeit das Land und die Leute besser kennen zu lernen.

Trotz der Zeit war das Touren ziemlich hart, da wir für die 9 Shows einige tausend Kilometer fahren mussten.

Die Clubs in denen wir gespielt haben sind mit den Clubs in Deutschland zu vergleichen.

Es war für uns eine tolle Erfahrung und aufgrund der Off-Days ein Mix aus touren und Urlaub.

F:         Warum seid Ihr in Australien und Neuseeland getourt? Habt Ihr Fans dort?

V:        Wir touren gerne und wollen die Welt entdecken. Wir stehen auf verrückte Orte.

            Vor ein paar Jahren haben wir in Japan gespielt und auch in den USA.

            Unsere Alben werden in den Ländern über Poison City Records vertrieben.

Über die Jahre haben wir Freunde in Japan und den USA gefunden. Die haben uns dann bei der Tour auch unterstützt und geholfen.

Die Geschichte wie wir nach Australien und Neuseeland kamen ist ganz schön verrückt. Bei uns hat mal jemand ein paar Shirts bestellt. Der Typ kam aus Australien und fragte uns, ob wir nicht Lust hätten mal rüber zu kommen um ein paar Konzerte zu spielen. Es stellte sich heraus, dass der Typ selber Booker war und schon Bands wie AGAINST ME gebucht hatte. Er wollte eine kleine Tour für uns auf die Beine stellen und er versicherte uns, dass er das hinbekommt. Allerdings meinte er zu uns, dass er nicht garantieren kann, dass wir alle Kosten wieder rein bekommen. Die Flüge alleine haben 6.000 € gekostet! Aber es hat sich gelohnt, rüber zu fliegen. Wir hatten eine Menge Radio-Interviews. Die Promotion war klasse. So haben wir nie in leeren Clubs gespielt. Für einen Gig sind wir auch nach Tasmanien gefahren. Das ist der weiteste Ort an den du von Finnland aus kommen kannst. Das ist komplett auf der anderen Seite der Welt. Das war schon verrückt.

F:         Lass uns über das aktuelle Album “Language of the lost“ reden.

Ich finde, dass Keyboard ist diesmal etwas weiter weg. Bei eurem letzten Album “Black Wave Rising“ war das Keyboard sehr dominat. Warum habt Ihr euren Sound geändert?
         

V:        Mit dem aktuellen Album wollten wir die besten Elemente der letzten Alben kombinieren und zusammenführen.

Für uns war das Wichtigste das Songwriting. Wir haben viel Zeit damit verbracht die Songs perfekt zu machen. Wir wollten nur die besten Stücke auf das Album bringen. Die Songs für das Album auszuwählen war ein langer und anstrengender Prozess. Wir hatten eine Menge guter Stücke. Es ist schwer, sich von vermeintlich gutem Material zu trennen.

Für uns war wichtig, kein zweites “Black Wave Rising“ Album zu veröffentlichen. Auf “Black Wave Rising“ war das Keyboard sehr dominant und vielleicht ein bisschen zu viel in Richtung New Wave.

Mit “Language of the Lost“ wollten wir ein facettenreicheres, zeitloses Album schaffen. Wir haben uns bewusst von den einfacheren Songstrukturen des Punk und Rock verabschiedet. Wir wollten die Musik persönlicher machen.

Auf “Language of the Lost“ ist das Keyboard nicht der Träger der Melodien.

Es verstärkt die Melodien nur.

F:         Euer neues Album hat einen auffallenden Titel. Inwieweit sprecht Ihr die Sprache der Verlorenen?

V:        Ich finde, dass das ganze Album über die Entfremdung und Distanzierung der Menschen auf diesem Planeten und in der Gesellschaft in der wir leben handelt.

            Ich selber verstehe viele Sachen nicht, über die die Leute sprechen. Die Entwicklung die die Welt im Gesamten macht ist nicht die Entwicklung die ich mir wünsche.

Die Werte die momentan gelebt und in den Medien als das Nonplusultra gesehen werden sind nicht meine Werte. Die Dinge die den meisten Menschen wichtig sind, sind mir unwichtig. Ich fühle mich wie ein Außenseiter. Ich spreche nicht die Sprache der Massen.

Die Musik ist eine Flucht aus diesem Ganzen. Ich fühle mich wie ein Fremder auf meinem eigenen Planeten.

            Der Titel unseres neuen Albums repräsentiert die Sprache unserer Musik.

Wenn du z.B. nach Japan gehst, verstehst du kein Wort der Sprache dort. Trotzdem gibt es Menschen die deine Musik mögen. Mit diesen Menschen bist du ganz schnell auf einer Wellenlänge. Du hast mit diesen fremden Menschen eine persönliche Gemeinsamkeit.

F:         Ich hab gehört, dass die Punkszene in Finnland momentan am wachsen ist.

            Stimmt das?

V:        Momentan ist die Szene tatsächlich sehr gut. Es gibt eine Menge Punkrockshows, viele Leute gehen zu den Shows und Bands verschiedener Stile spielen zusammen Konzerte. Die Musikstile werden auf Shows in Finnland nicht so strikt getrennt.

            Die Genres mischen sich. Das ist gut. Viele neue Bands werden gegründet. Diese neuen Bands spielen meist nichts mehr nach, sondern suchen nach ihrem eigenen Stil, nach etwas Eigenem.

            Helsinki, Turku, und Tampere sind die größten Städte in Südfinnland. Das sind auch die Städte in denen sich die Szene konzentriert. Natürlich ist auch in einigen kleineren Orten eine Menge los, aber das ist nicht zu vergleichen mit der Szene in den großen Städten. Es gibt deswegen auch viele Bands die nur in Südfinnland spielen. Das machen wir nicht. Wir spielen in ganz Finnland, von Lappland wo es kaum Orte gibt bis in den Süden. Zur Veröffentlichung von “Language of the lost“ haben wir 15 Konzerte in Finnland gespielt.

            Abgesehen von den großen Städten ist Joensuu in Ostfinnland eine gute Stadt für uns. Antti (Gitarrist) und ich kommen von dort. Außerdem haben wir dort unsere andere Band “Wasted“ gegründet.

            In Rovaniemi in Lappland kommen wir ebenfalls super an. Wir haben dort schon 10 Mal gespielt, obwohl das jedes Mal insgesamt 1800 Kilometer Strecke sind.

F:         Wie hat die Wirtschaftskrise Finnland getroffen?

V:        Ich denke genauso wie andere Länder in Europa. Viele Fabriken haben die Produktion gedrosselt, Leute entlassen und versuchen die Kosten, z.B. durch Verlagerung der Produktion ins Ausland, weiter zu senken.

            Es ist beschissen, aber auch interessant zu sehen wo diese Entwicklung hingeht und wo alles enden wird.

F:         Wenn ich eure Musik höre muss ich häufig an Filme von Aki Karusmäki denken. Magst du seine Filme und die Stimmung die er in seinen Filmen rüberbringt?

V:        Ich mag die Filme von Aki Karusmäki aber ich würde mich nicht als Fan von ihm bezeichnen. Ich finde Aki Karusmäki beschreibt sehr gut die Melancholie und die Depressionen unter denen viele Finnen leiden. Natürlich übertreibt er auch. Die meisten Finnen werden seine Filme wahrscheinlich nicht mögen. Ich kenne keinen Finnen der seine Filme mag.

            Auf eine ganz besondere, vielleicht verschrobene Weise mag ich das Düstere und das Melancholische. Fröhliche Musik gibt mir nichts. Alle Menschen haben Probleme und kämpfen sich täglich durch ihr Leben, aber Sie werden genötigt immer freundlich zu sein und nicht über ihre Probleme zu sprechen. Sie können ihre wahren Gefühle nicht zeigen. Ich hasse diese Einstellung. Ich möchte gegenüber anderen Menschen aufrichtig sein und meine Gefühle und Emotionen nicht verstecken.

            Wenn Emotionen und Gefühle versteckt werden, staut sich im Inneren immer etwas auf und wenn es dann zum Ausbruch kommt wird es hässlich.

            Über diese Thematiken singe ich in meinen Songs um selber nicht verrückt zu werden.

F:         Viele Menschen in Deutschland denken, dass die Finnen etwas komisch sind, und ihr halbes Leben nur Alkohol trinken und in die Sauna gehen. Stimmt das?

V:        Nun ja, in die Sauna gehen und Alkohol trinken ist der einzige Weg fünf Monate komplette Dunkelheit zu überleben. In Nordfinnland geht während des ganzen Winters die Sonne nicht auf und du hast -20 Grad. Komm mal im Winter nach Finnland, dann wirst du verstehen was ich meine.

F:         Eure letzte Tour hat euch nur nach Deutschland gebracht. Habt Ihr auch in anderen europäischen Ländern Fans?

V:        Wir sind bisher schwerpunktmäßig in Deutschland getourt. Das liegt auch daran, dass Rookie Records unsere beiden letzten Alben veröffentlicht hat. Dadurch haben wir sehr viele Fans in Deutschland. Wir haben aber auch schon in Tschechien, Österreich, Schweden und Dänemark gespielt. Unser aktuelles Album wird auch in UK, Spanien, Holland und in ein paar anderen Ländern veröffentlicht. Dadurch hoffen wir auch dort ein paar Leute für uns zu begeistern und dort in naher Zukunft eine Tour spielen zu können.

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